Spaghetti-Runde Tag 3: Parrotspitze & Abstieg

Normalerweise endet der dritte Tag der Spaghetti-Runde auf der Margherita-Hütte, damit von dort aus am vierten Tag noch die Zumsteinspitze sowie die beiden Monte Rosa Gipfel bestiegen werden können. Leider war bei unserer Tour das Wetter für den vierten Tag schlecht angekündigt, sodass wir den finalen Abstieg schon am dritten Tag durchführen mussten. Dies ist problemlos möglich, sodass diese Option auch als Monte Rosa Runde light interessant werden könnte. Man muss dazu lediglich wieder bis auf Höhe des Lisjoches hinauf und kann dann, entweder direkt, oder nach Mitnahme weiterer Gipfel (z.B. wie wir Parrotspitze oder für sehr ausdauernde Seilschaften zusätzlich noch Signalkuppe und/oder Zumsteinspitze) über den Grenzgletscher zur Monte Rosa Hütte absteigen.

Ausgangspunkt: Rifugio Gnifetti (3625 m) oder Rifugio Mantova (3498 m)

Endpunkt: Rifugio Margherita (4554 m – 4-tages Tour) oder Station Rotenboden (2815 m – 3-tages Tour)

Länge: ↑ ca. 1122 mH, ↓ ca. 1932 mH (3131 mH nach Zermatt); insgesamt 9-10 Std.

Unsere Zeiten:

Aufstieg zur Parrotspitze: 2 ¾ Std.

Abstieg nach Rotenboden: ca. 5 Std.

Abstieg nach Zermatt: 7 ¾ Std.

Schwierigkeit: PD, 45°

Tipp/ Planung: Als wir 2005 die Tour zum ersten Mal absolviert haben, kam gerade der Versorgungshelikopter zur Monte Rosa Hütte geflogen, mit dem wir für 150 CHF p.P. direkt nach Zermatt fliegen konnten. Wer also noch ein wenig Kleingeld übrig hat…

spaghetti-rundeÜberblick über die Route

Auch heute klingelt der Wecker wieder um 4 Uhr. Scheinbar haben dir letzten beiden Tage doch Spuren hinterlassen, denn wir brauchen heute sehr lange um in die Gänge zu kommen. Dazu kommt noch ein Stau auf dem Miniklettersteig, der den Abstieg von der Gnifetti-Hütte auf den Lysgletscher erlaubt, sodass es 5.45 Uhr wird, bis wir uns endlich in die Lichterkette einreihen. Es geht nun zunächst auf die von hier aus gesehen imposante Vincentpyramide zu und an ihrem Fuß links ab den Gletscherhang hinauf. Schwierigkeiten sind dabei keine zu überwinden, der Gletscher ist friedlich und viele steigen an unterschiedlichen Stellen über den guten Firn auf.

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Als wir von der Gnifettihütte auf den Gletscher absteigen ist schon ganz schön was los. War die Vincentpyramide von oben gesehen nur ein kleiner Schneebuckel, so präsentiert sie sich aus dieser Perspektive als eindurcksvoller Gipfel

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Sonnenaufgang am Mont Blanc. Die Vincentpyramide macht ihrem Namen alle Ehre

OLYMPUS DIGITAL CAMERADer Gletscher ist friedlich, sodass man in Ruhe seinen Tritt finden kann

Als nächstes taucht das Balmenhorn vor uns auf, wir steigen links daran vorbei und steuern das Lisjoch an. Auch Schwarzhorn und Ludwigshöhe lassen wir rechts liegen und steuern schließlich die Parrotspitze (4432 m) an. Über den linken Rand ihrer S-Flanke geht es hinauf zu den Felsen von P. 4340 und von dort rechts hinauf über den W-Grat zum Gipfel. Wir genießen den tollen Blick zum Wolkenmeer über Italien, doch auch heute weht wieder ein eiskalter Wind, der uns von der exponierten Gipfelschneide vertreibt.

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Über uns tauchen Balmen- (links) und Schwarzhorn (rechts) auf

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Liskamm und Schneedomspitze mit Nasopass (Buckel links)

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Auf dem Gipfelgrat der Parrotspitze weht es wieder kräftig

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Toller Blick auf das Wolkenmeer über Italien

265Die Margheritahütte ist nun ganz nah. Links Zumsteinspitze und Dufourspitze

Wir folgen dem Gipfelgrat und machen dabei eine nette kleine Überschreitung der Parrotspitze. Auf einem Absatz geht es dann nach links und über die N-Flanke des Berges hinab in Richtung Grenzgletscher. Der obere Abschnitt des Gletschers ist relativ flach und weist nur wenige Spalten auf. Ohne Probleme folgen wir der vorhandenen Spur, da es noch früh am Morgen ist, ist der Schnee auch noch gut gefroren, sodass wir gut vorankommen. Auf dem Gletscherplateau zwischen P. 3753 und P. 3700 legen wir eine Rast in der Sonne ein.

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Überblick über den Abstiegsweg auf dem Grenzgletscher

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Blick vom Gipfel der Parrotspitze in Richtung Zermatt. Das kleine Hörnli rechts oberhalb am Ende des Gletschers ist das Riffelhorn, bis dorthin muss in jedem Fall abgestiegen werden. Bis Zermatt ist es noch weit… (Luftlinie ca. 14,5 km)

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Über einen weitläufigen Firnhang sind die ersten Abstiegsmeter schnell gemacht

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Dann steuern wir den Grenzgletscher an. Dabei steigt man direkt neben der imposanten NW-Wand des Liskamm vorbei – ganz großes Kino!

279Auf dem Weg zum besagten Gletscherplateau. Daran schließt sich die ausgeprägte Spaltenzone an

Dann wir es spannend, denn unterhalb von P. 3700 befindet sich eine ausgeprägte Spaltenzone – sollte hier keine Spur drin sein, kann eine diese sicherlich sehr viel Zeit kosten. Die Spur führt uns zunächst auf der rechten Seite des Gletschers hinein und weicht der Spaltenzone sobald als möglich ganz nach rechts aus. Nach der Spaltenzone erreichen wir den aperen Bereich des Gletschers. Dieser ist flach und nicht schwierig, allerdings ist es nun schwerer die Spur zu verfolgen, da diese durch die fehlende Schneeauflage nicht mehr gut zu sehen ist. Gegen 10.30 Uhr stehen wir auf den Felsen des oberen Plattje, von wo aus ein mit blauen Punkten und Signalstangen markierter Weg in etwa einer halben Stunde zur Monte Rosa Hütte (2883 m) leitet.

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Geschickt schlängelt sich die Spur zwischen den Spalten durch

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An dieser Stelle ist der Gletscher sehr zerissen. Der beste Durchgang findet sich von oben gesehen auf der rechten Seite

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Das obere Plattje ist erreicht. Jetzt können wir das Material im Rucksack verpacken

296Über riesige Platten geht es immer den blauen Punkten und Markierungsstangen folgend hinab zur noch nicht sichtbaren Monte Rosa Hütte

Hier legen wir eine längere Pause ein, keiner hat wirklich Lust auf den bevorstehenden Gegenanstieg vom Gornergletscher hinauf nach Rotenboden. Nach einer Stunde gehen wir dann aber doch weiter, der Weg nach Zermatt ist von hier aus noch ganz schön weit. Der Hüttenweg wurde unlängst neu trassiert und führt nun nicht mehr direkt zum Gletscher, sondern steigt zunächst hinab zum Gornersee (2599 m), folgt von dort aus noch ein ganzes Stück dem Moränengelände und betritt den Gletscher erst sehr viel später. Besonders heiß ist der Übertritt zu den Felsen beim Verlassen des Gletschers, der über eine wackelige, schmale und vor allem geländerlose Brücke verläuft. Hier sind starke Nerven gefragt und wohl alle sind froh, als die andere Seite erreicht ist. Zwei Leitern helfen bei der Überwindung der nun folgenden Steilwand, dann ist der Wanderweg (zunächst noch weiß-blau-weiß) erreicht.

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Der Übergang Gletscher – Fels ist wirklich eine wackelige Angelegenheit

310Zwei Leitern helfen über die Steilwand hinweg

Jetzt heißt es Kopf aus und einfach nur laufen. Gesagt getan, im Sauseschritt geht es hinauf nach Rotenboden. Von dort steigen wir rechts am Riffelsee entlang weiter ab und folgen den Schildern zur Riffelalp. Hier wird der Flüssigkeitsmangel übermächtig und wir genehmigen uns erst einmal ein isotonisches Getränk (Radler). Ahh – das zischt!

312Ein wohlverdientes Bierchen 🙂

Wir wandern ein kurzes Stück die Gleise der Hotelbahn entlang und biegen dann links ab, um über Furi nach Zermatt abzusteigen. Dabei erhalten wir sogar noch eine unfreiwillige Dusche, denn zwischen Furi und Zermatt beginnt es zu regnen. Doch nun hält uns nichts mehr auf, erschöpft aber zufrieden sinken wir am Kirchplatz auf die Stühle und stärken uns mit einem ½ Hähnchen.

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