Paternkofel Klettersteig und Toblinger Knoten
Zwei Klettersteige auf einen Streich – und das Ganze im Schatten der weltberühmten Drei Zinnen! Eine äußerst lohnende Unternehmung, die jeder Klettersteiggeher einmal gemacht haben sollte. Die meisten werden die Tour vermutlich von der Auronzohütte starten, was sie natürlich erheblich verkürzt. Wer vor zusätzlichen Höhenmetern und Kilometern jedoch nicht zurückschreckt, dem sei der hier vorgestellte Tourenverlauf empfohlen, mit Start und Ziel in Sexten.
Ausgangspunkt: Sexten; Parkplatz Hotel Dolomitenhof am Beginn des Fischleintales
Schwierigkeit: Innerkofler Klettersteig Paternkofel: B/C; Leiternsteig Toblinger Knoten: C
Zeitbedarf (sehr zügig):
- Hotel Dolomitenhof – Dreizinnenhütte: 1 ½ Std.
- Dreizinnenhütte – Paternkofel: ¾ Std.
- Paternkofel – Paternsattel: ½ Std.
- Paternsattel – Dreizinnenhütte: ½ Std.
- Dreizinnenhütte – Toblinger Knoten: ¾ Std.
- Toblinger Knoten – Abzweig Innerfeldtal: 20 min
- Abzweig Innerfeldtal – Dreischusterhütte: 1 ¼ Std.
- Dreischusterhütte – Talschluss: ¾ Std.
Jana bringt mich mit dem Auto zum großen Parkplatz am Hotel Dolomitenhof (1454 m) am Eingang vom Fischleintal. Dort starte ich gegen 9 Uhr. Das Wetter ist super und so komme ich schon bald ins Schwitzen. Zunächst geht es über eine Kiesstraße gemächlich ansteigend in einer halben Stunde zur Talschlusshütte (1548 m). Hier teilt sich das Fischleintal Y-förmig in zwei Äste; links geht es über das Bacherntal hinauf zur Zsigmondyhütte, der rechte Ast wird gebildet durch das Altensteiner Tal und endet an der Dreizinnenhütte. Dieses ist heute mein Weg (Nr. 102).
Auf dem Weg durchs Fischleintal. Im Hintergrund prominent der Einserkofel
In vielen Serpentinen werden nun rasch Höhenmeter gewonnen. Schon bald kann man oben den Paternkofel erkennen, das erste Ziel des Tages. Nach einiger Zeit erreiche ich eine Art Kessel, an dessen Ende sich ein Wasserfall befindet. Auf den Wiesen blühen die Blumen, es ist eine wahre Pracht. Hier flacht der Weg zur Abwechslung einmal ab und man kann kurz Kraft schöpfen. Dann geht es allerdings wieder ordentlich ansteigend rechts neben dem Wasserfall in vielen Windungen hinauf.
Im Altensteiner Tal, hinten ist schon der Wasserfall zu erkennen, der Gipfel links ist der Paternkofel
Die Blumen blühen – eine malerische Landschaft!
Rückblick hinab zum Fischleintal
Jetzt flacht der Weg erneut ab, das Ende des Tales und damit die Dreizinnenhütte (2405 m) naht. In einem weiten Linksbogen erreiche ich schließlich gegen 10:40 Uhr die Hütte. Die letzten Meter sind ein wahres Spektakel, denn nach und nach tauchen die Drei Zinnen mit ihren Nordwänden hinter der Bergkuppe auf. Ich raste nicht groß, sondern rödele sogleich an, denn der Klettersteig beginnt schon kurz hinter der Hütte.
Über einen Grat wird in 5 Minuten ein alter Kriegsstollen erreicht. Im unteren Teil dieses Stollens gibt es noch viele Löcher, durch welche man immer wieder toll zu den Drei Zinnen hinüber schauen kann. Der obere Abschnitt ist jedoch stockdunkel, sodass man spätestens ab hier eine Stirnlampe benötigt. Ich bin vollkommen allein – schon irgendwie ein mulmiges Gefühl so einsam in der Finsternis… Doch schon bald erreiche ich eine Art Wohnraum über den man wieder ins Freie kommt. Hier beginnt das Drahtseil. Über eine kurze Wand (A/B) und Gehgelände gewinnt man eine Rampe, die schräg nach rechts (A) zur Gamsscharte (2675 m) leitet.
Überblick über den Klettersteig
Beginn des Stollens
Durch die Stollenfenster ist immer mal wieder ein Blick auf die Zinnen zu erhaschen
Man verlässt den Stollen durch eine Art Wohnraum
Die erste Wandstufe nach dem Stollen
Tiefblicke von der Gamsscharte
Es liegt noch einiges an Schnee, doch ist dieser gut zu begehen. Von der Scharte gelangt man über eine Wandstufe (B/C) auf ein Band, welches zum Ende der Versicherungen führt (A). Von dort ist es dann nicht mehr weit bis zum Gipfel (2744 m), der zuletzt über Gehgelände erreicht wird. Der Blick auf die Nordwände ist wirklich gewaltig von hier! Trotzdem gönne ich mir nur eine Viertelstunde Pause, denn ich habe noch einiges an Weg vor mir (sicher auch nicht unerheblich für meinen schnellen Aufbruch ist die Tatsache, dass sich eine große Gruppe leicht überforderter Engländer zum Abstieg bereit macht).
Die Steilstufe oberhalb der Gamsscharte bildet die Schlüsselstelle des Klettersteigs (B/C)
Die Gamsscharte kann entweder über den Aufstiegsweg, oder besser, über eine reine Abstiegsvariante erreicht werden. Von der Gamsscharte rechts ab, eine steile, schrofige Rinne hinab, dann auf Bändern relativ eben parallel zum Grat bis in einen Sattel (Passportenscharte, 2379 m). Dort wechselt der Weg auf die andere (den Drei Zinnen zugewandte) Gratseite. Es folgt noch einmal ein drahtseilversicherter Wegabschnitt, bevor es durch einen Stollen hinab in den Paternsattel (2454 m) geht.
Abstieg von der Gamsscharte
Über Bänder geht es in die schon von weitem erkennbare Passportenscharte
Von dort kann man entweder über einen breiten, gemütlichen Weg (durchgehender Menschenstrom…) oder etwas oberhalb (schneller, ruhiger, aber schwieriger) über einen schmalen Pfad zur Dreizinnenhütte zurückkehren. Ich entscheide mich für den Pfad, obwohl er durch mehrere Altschneefelder unterbrochen ist. Mittlerweile ist es aber Mittagszeit und der Schnee damit aufgeweicht genug, um gefahrlos darüber gehen zu können. Zurück bei der Dreizinnenhütte kaufe ich mir erst einmal ein Wasser, um meinen Flüssigkeitshaushalt wieder aufzufüllen. Dann geht es weiter zum Toblinger Knoten, der erst einmal zur Hälfte umrundet werden muss, denn der Klettersteig befindet sich von der Hütte aus gesehen auf der Rückseite.
Der Klettersteig selbst ist zwar kurz, aber interessant und in seiner Ansammlung von verschachtelten Leitern sicher einzigartig. Nach einer knackigen Einstiegswand (C) geht es über viele Leitern zum Teil relativ eng durch einen Kamin (B – B/C) – schwindelerregende Tiefblicke garantiert. Nach dem Kamin folgt ein kurzer Abstieg, dann geht es, erneut über mehrere Leitern, eine kleine Wand (B) zum Gipfel hinauf (2617 m).
Einstiegstafel
Über eine Abfolge von Leitern geht es in einem Kamin hinauf
Tiefblick zum Einstieg
Teilweise wird es ganz schön eng
Ich genieße erneut den Wahnsinnsblick auf die Drei Zinnen, dann mache ich mich an den Abstieg über den Feldkurat-Hosp-Steig, der auch noch einmal ein paar versicherte Stellen aufweist (A/B). Am Ende stehe ich wieder auf einer Art Grat auf der der Dreizinnenhütte zugewandten Seite. Da ich über das Innerfeldtal absteigen möchte, muss ich also den Toblinger Knoten erneut zur Hälfte umrunden. Ich folge nun dem Weg 105 und lasse den ganzen Zinnentrubel hinter mir. Durch das stille Tal geht es zunächst sanft absteigend, dann etwa 400 Hm steil hinab bis auf den Talboden (schön!). Dieser erinnert mich ein wenig an das Wimbachgries am Watzmann. Vom Talende ist es dann nicht mehr weit zur Dreischusterhütte (1626 m).
Das Innerfeldtal
Von dort verläuft der weitere Weg auf einer Straße, zuerst kiesig, dann geteert. Nach einer Viertelstunde erreiche ich den obersten Parkplatz – hier sollte eigentlich Jana mit dem Auto auf mich warten, doch von einem Auto ist keine Spur (Handyempfang = Fehlanzeige). Also steige ich auf der Straße weiter ab in der Hoffnung, dass sie vielleicht auf dem nächsten Parkplatz wartet. Doch auch dort – nichts! Glücklicherweise habe ich nun endlich Empfang, sodass ich sie über das Handy erreichen kann. So erfahre ich, dass ich ganz bis ans Talende absteigen muss, da unten die Schranke an der Taleinfahrt geschlossen ist. Und so erreiche ich gegen 16 Uhr doch recht erschöpft den Parkplatz an der Hauptstraße – was für eine Tour! (Es ist aber möglich, den Bus zu nehmen, der regelmäßig bis zur Dreischusterhütte verkehrt; dieser hat die Erlaubnis die Schranke zu passieren. Wann die Schranke auch für den privaten Verkehr geöffnet ist, kann ich leider nicht sagen).
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