Monte Rosa – Dufourspitze und Nordend

Der Monte Rosa ist einfach ein unglaublicher Blickfang: Fasziniert von Zermatt aus seine massige, weitestgehend gletscherbedeckte Westflanke, so beeindruckt er von der italienischen Seite sogar noch mehr mit seiner gewaltigen, gut 2,5 km hohen Ostwand. Trotzdem ist er relativ leicht zu haben – sofern man die nötige Kondition dafür besitzt. Denn Seilbahnen sind in diesem Gebiet fern und so wartet allein schon der Normalweg von der Monte Rosa Hütte mit immerhin 1800 Höhenmetern auf, die erst einmal bewältigt werden wollen. Die Belohnung in Form einer unvergleichlichen Rundumsicht ist dafür umso schöner. Wer auf der Dufourspitze noch genügend Kondition besitzt sollte auf jeden Fall noch das Nordend „mitnehmen“ – denn so leicht wird es nie wieder zu haben sein…

 

Erstbegehung: John Birbeck, Charles Hudson, Christopher Smyth, James Smyth, Edward Stevenson mit den Führern Ulrich Lauener und Johannes und Matthäus Zumtaugwald; 01.08.1855

Ausgangspunkt: Monte Rosa Hütte (2883 m), zu erreichen von der Station Rotenboden der Gornergratbahn in 2-2 ½ Std.

Einstieg: Direkt von der Hütte aus

Länge: ↑ Dufourspitze: 1751 mH, 6 ½ Std.
Dufour – Nordend: ↓ 119 mH, ↑ 94 mH, insg. 2 Std.
↓ Nordend – Monte Rosa Hütte: 1726 mH; 1 ½ Std.

Schwierigkeit: AD-, III, 40°

Abstieg: Die Spaltenzone unterhalb des Silbersattels in einem großen Rechtsbogen umgehen und dann nach links querend wieder auf den Normalweg

Weitere Routen:

Dufour: S-Rippe (Cresta Rey); AD, III
Dufour: O-Wand (Marinellicouloir); D+, III+, 55°
Nordend: Morshead-Sporn; AD, IV
Nordend: NO-Grat (Caterinagrat); TD, V

Tipp/ Planung: Die sicher wesentlich elegantere und deutlich kürzere Lösung für die Dufour-Nordend Überschreitung ist es, diese an die klassische „Spaghettirunde“ anzuschließen. Durch den Start auf der bereits auf 4554 m hoch gelegenen Cap. Marghérita erreicht man die Dufourspitze nach vorherigem, geringem Höhenverlust bereits nach ca. 3 ½ Std.

Nach einem etwas nervenaufreibenden Zustieg im Gewitter erreichten Simon und ich die Monte Rosa Hütte (2883 m) um 18.45 Uhr, gerade recht zum Abendessen. Ein gutes hatte das schlechte Wetter jedoch – außer uns waren keine weiteren Alpinisten am Berg.

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Abendstimmung auf der Monte Rosa Hütte

Monte Rosa Gesamt

Der Aufstieg im Überblick

Um 2 Uhr klingelt der Wecker nach einer wieder einmal viel zu kurzen Nacht. Wir frühstücken rasch und brechen um 2.45 Uhr auf. Ein paar hundert Meter oberhalb der Hütte befindet sich ein auffallender, großer Felsblock. Diesen steuern wir nun an und passieren ihn an seiner rechten Seite. Dann geht es im zick-zack über ein mit Felsen durchsetztes Schneefeld bis zum Beginn des Gletschers auf ca. 3300 m.

Monte Rosa unterer Teil

Der erste Teil von der Hütte aus gesehen

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Da lernt man eine vorhandene Spur erst einmal zu schätzen: Mühsame Spurarbeit bis oben hin

Wir halten uns zunächst geradeaus und umgehen dann einen „Hügel“ in einem weiten Rechtsbogen. Diese Zone ist durchsetzt mit Gletscherspalten, die durch die vorangegangenen, warmen Tage aufgeweicht sind, sodass erhöhte Vorsicht geboten ist. Nach passieren des Hügels halten wir schräg nach links auf die Satteltole zu. In einer weitläufigen Mulde, etwa in der Mitte zwischen Nordend und Dufourspitze und direkt vor der Spaltenzone unterhalb des Silbersattels ziehen wir kurz gerade hinauf um dann, etwa auf Höhe des Morshead-Sporns schräg nach rechts in einer weiten Querung unter den langgezogenen Gipfelgrat der Dufourspitze zu ziehen.

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Die Bergwelt erwacht: Matterhorn, Dent d’Hérens, Breithorn, Castor, Lyskamm…

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…Weishorn, Zinalrothorn, Obergabelhorn, Dent Blanche…

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… und Täschhorn

Da es die vergangenen Tage immer wieder geschneit hat ist keine Spur vorhanden und Simon muss mühevolle Spurarbeit leisten. Dementsprechend anstrengend ist der steile Hang, der zum Gipfelgrat leitet. Hier machen wir dann auch mal eine kurze Pause und trinken etwas. Ich empfinde es als großes Glück, alleine auf diesem sonst so überlaufenen Berg unterwegs zu sein. Nach wenigen Minuten packen wir den restlichen Aufstieg an. Es geht jetzt noch ein kurzes Stück über einen Schneegrat, der von dem Hang zunächst steil zu einem Gratbuckel zieht und sich dann noch einmal zu den Gipfelfelsen aufsteilt. Der abschließende Felsgrat ist gutgriffig, allerdings ob der bedeutenden Höhe anstrengend. Zuletzt über eine angedeutete Rinne erreichen wir um 9.15 Uhr den Gipfel (4634 m).

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Auf dem Gipfel der Dufourspitze – ein Wahnsinnspanorama!

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Blick hinüber zum Grenzgipfel hinter dem die Ostwand zum 3,5 km tiefer liegenden Italien abbricht

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Das Nordend scheint nahe zu sein, erfordert aber doch noch einmal 2 Stunden anstrengende Arbeit

Da wir noch ein gutes Stück Weg vor uns haben machen wir nur eine kurze Rast und gehen dann weiter. Schon kurz unterhalb des Gipfels (in Richtung Italien/ Osten) in der Scharte zum Grenzgipfel beginnen die Fixseile, welche über eine Rinne hinab zum Silbersattel leiten. Simon zufolge sollen diese in den nächsten Jahren (Stand 2012) entfernt und nur Borhaken zum Abseilen belassen werden.

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Über die nördlich am Dufourgipfel gelegene Rinne erreicht man zügig den Silbersattel (4515 m)

Vom Silbersattel führt der Weg eigentlich direkt an der überwächteten Gratkante zum Gipfel des Nordend hinüber. Auch hier ist wieder alles zu Spuren und so zieht sich der Aufstieg noch einmal ganz fürchterlich. Zudem macht sich bei uns beiden so langsam ein wenig Höhenkopfschmerz bemerkbar, sodass wir uns zur Konzentration zwingen müssen. Das letzte Stück zum Gipfel ist felsig und bietet eine willkommene Abwechslung zu dem vielen Schnee. Auch hier halten wir uns nicht allzu lange auf und kehren schon bald um, um auf unseren Aufstiegsspuren wieder hinabzusteigen. Wir steigen jedoch nicht ganz bis hinab in den Silbersattel sondern zweigen kurz vorher rechts ab. Eine Spaltenzone umgehen wir in einem weiten Rechtsbogen, um dann wieder schräg nach links zu halten, wodurch wir bei der Satteltole wieder auf unser Aufstiegsspuren treffen.

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Im Abstieg – mittlerweile haben wir die Jacken schon lange abgelegt!

Mittlerweile ist es ganz schön warm auf dem Gletscher geworden und wir sind einfach nur froh, wieder einen einigermaßen fest(getreten)en Boden unter den Füßen zu haben. Bis hier hin waren es durchgehend 10 cm Schneeauflage mit Stellen, an denen wir bis zum Oberschenkel eingesunken sind. Dementsprechend rasch geht es nun hinab zur Hütte. Hier ist erst einmal Trinken angesagt (1,5 l Wasser = 13 CHF…) Nach einer ½ Stunde Pause machen wir uns auf den weiten Weg zurück nach Rotenboden (den deprimierenden Gegenanstieg stets vor Augen), das wir nach 2 Stunden erreichen. Dort genießen wir die Fahrt mit der Zahnradbahn dafür umso mehr.

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