Marmolada Westgratsteig

Als höchster Berg der Dolomiten erscheint die Marmolada als stolze Herrscherin und ist fast von jedem Dolomitengipfel in Alta Badia zu erkennen. Eine lohnende Tour für den, der gemischtes Gelände mag. Da ist alles dabei: Klettersteig, die Höhe, Schnee und Eis.

Schon früh sind wir mit dem Auto von San Cassian Richtung Penia/Fedaiasee aufgebrochen. Es verspricht ein schöner Tag zu werden, dass Wetter sieht gut aus und war gut gemeldet. Zusammen wollen wir nun meinen Traum endlich angehen, den ich schon seit vielen Jahren hege.

Mit gemischten Gefühlen sitze ich hinterm Steuer und ringe mit aufkommenden Zweifeln…was wenn es Stellen gibt, über die ich nicht drüber komme…was wenn der Schnee oben zu steil ist…Spalten…ach du grüne Neune. Michael sitzt neben mir. „Mach Dir nicht so viele Gedanken, Schatz!“ sagt er. „Du bist Kletterer, du hast Kraft und das schaffst Du!! Du boulderst 7b! Da wird es für den Klettersteig reichen!“

Marmolada Westgratsteig

Der Marmolada – Westgratsteig (orange) und der Abstieg über den Gletscher (rot)

Das Auto ist geparkt und schwuppdiwupp geht’s mit der kleinen Stehseilbahn hinauf zur Bergstation Rif. Pian dei Fiacconi (2626 m). Es ist 10:10 Uhr. Mit uns erreichen noch viele andere Bergsteiger die Bergstation, mit Rucksäcken so groß, wie ich sie nie tragen könnte. Wir sind gut drauf, die Zweifel sind niedergerungen und frohen Mutes eilen wir der Masse davon der Beschilderung folgend (Weg Nr. 606).  Zunächst bergab, westwärts auf einem Wanderweg. Dann nach links, steil hinauf und zuletzt in einem Rechtsbogen über einen Gletscher. Hier müssen wir Steigeisen anlegen, ansonsten ist der Gletscher gut zu begehen.

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Blick hinauf zu dem kleinen Gletscher, darüber ist auch die Forcella de la Marmolada zu erkennen. Der Klettersteig beginnt direkt am Gletscher und führt von dessen rechter Seite schräg nach links hinauf in die Forcella

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Am Einstieg zum Klettersteig, Blick zurück auf den (spaltenfreien) Gletscher

Wir geraten ins Schwitzen und erreichen den Einstieg des Klettersteiges, der sehr neu aussieht und sich von den Erzählungen anderer, die diese Tour schon gemacht haben, sehr unterscheidet. Ist halt schon ein paar Jahre her. Der Andrang wächst. Steinschlag!

Rasch rödeln wir Gurt, Helm und alles an und verstauen die Steigeisen im Rucksack. Dabei nimmt Michael meine zu sich, damit ich es nicht so schwer habe. Ich bin eben kein Lasttierchen mit meinen 1,60 m. Gut.

Der Klettersteig fällt mir nicht besonders schwer und meine Aufregung legt sich, hier und da sind neue und gute Steighilfen angebracht. Es wird luftiger aber stets gut gesichert und wir erreichen die Forcella de la Marmolada (2896 m) um 12 Uhr.

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Die Forcella de la Marmolada. Von rechts kommt unser Weg hinauf, von links mündet der (alternative) Weg vom Rif. Contrin. Ab hier geht es direkt auf dem Grat weiter

Ab hier steigen sogar einige zum Rif. Contrin hinab. Doch unser Steig führt weiter, teilweise über Leitern hinauf, bei guter Absicherung, direkt am Grat entlang. Schließlich erreichen wir Gehgelände, von dort geht es in einer ½ Stunde schneefrei zum Gipfel hinauf.

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Der Steig ist nicht schwierig und stets gut versichert. Teilweise geht es über Leitern…

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…manchmal auch über Bänder, aber immer direkt an der Gratkante entlang

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Auch flachere Abschnitte sind gut mit Stahlseilen gesichert

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Eindrücklich: Immer wieder kann man vom Weg in die gewaltige Südwand schauen

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Die letzten Meter…

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Glücklich am Gipfel

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Direkt auf dem Gipfel der Punta Penia (3343 m) befindet sich das Rif. Cap. Punta Penia

13:45 Uhr. Wir sind oben!!! Es ist herrlich und ich bin so froh….wenn da nicht der Abstieg wäre. Wir machen eine kurze Rast, stärken uns und um 14 Uhr beginnen wir den Abstieg. Wir legen die Steigeisen an. Dann zunächst den Spuren folgend über ein mäßig steiles Schneefeld. Doch da! Was ist das!? Wir müssen einige Meter abklettern! Ein neues Drahtseil erleichtert und entschärft die Stelle. Völlig problemlos. Wir sind Kletterer, das geht schon, spukt es in meinem Kopf. Wir stehen am oberen Rand des Gletschers, ab hier seilen wir uns an. Mit uns sind noch ein paar andere Bergsteiger zu Gange. Ich beobachte die Szenerie, Spalten! Ach du Schande! Aber gut ausgetretene Spuren, so breit wie eine Straße führen ober– und unterhalb drumherum.

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Der Abstieg führt zunächst über einen schneebedeckten Rücken, dann geht es nach rechts über eine gut gesicherte Rinne ca. 100 m hinab auf den Gletscher

Den Pickel zur Hand gehe ich vorraus, Michael hinter her und ich höre auf sein Kommando. Michael macht das schon, er hat die Erfahrung im Schnee und Eis und weiß, was zu tun ist. Gut. Ein paar junge Burschen knipsen Fotos – ob sie wohl merken, dass sie auf einer Schneebrücke stehen, denke ich mir so im Laufen. Die 1. Spalte, kein Problem. Über die 2. muss man springen, aber da sie nicht besonders breit ist, geht auch das. Nur nicht hinein und runter schauen, denke ich. Gut gemacht. Wir können bereits die Bergstation sehen.

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Auf dem Marmoladagletscher. Die Seilschaft vor uns hatte sich zum Fotographieren gerade den Platz über der Spalte ausgesucht…

Wir folgen dem ausgetretenen Weg sanft bergab, bis wir auf ein steiles Blankeisfeld gelangen. Die Spur endet und in eigenen Bögen, so gut es möglich ist, geht es der Seilbahnstation entgegen.

15:45 Uhr – haa! Wir sind unten. Geschafft! Erleichtert schaue ich noch mal den Gletscher hinauf. Jetzt bin ich richtig stolz auf mich, dass ich es geschafft habe und sehr froh, dass Michael mit mir meinen kleinen, persönlichen Traum umgesetzt hat.

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Rückblick vom Ende des Gletschers

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Mit dem Lift geht es entspannt hinunter zum Fedajasee

Fröhlich lifteln wir hinunter zum Fedaiasee, wo unser Wagen steht und weiter geht es nach Vigo die Fassa in die Ferienwohnung. Ein schöner Tag, der mir immer in Erinnerung bleibt.

Die Marmolada ist eben doch eine stolze Herrscherin!

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