"Bergsteigen ist mehr als Sport. Es ist eine Leidenschaft" (Herrmann Buhl)

Ellmauer Halt – Kopftörlgrat

Die Ellmauer Halt ist mit 2344m der höchste Berg im Wilden Kaiser, allerdings für Kletterer trotzdem nur bedingt interessant und insgesamt von untergeordneter Bedeutung in diesem Zusammenhang – wäre da nicht der Kopftörlgrat. Es handelt sich hierbei um den Ostgrat, der insgesamt 6 Türme entsendet bis er im Kopftörl mündet. Dieser Grat hat mich sprachlos gemacht. Selten, wenn überhaupt habe ich eine so viele positive Attribute in einer Tour vereint gefunden: Elegante Linie, die Kletterei immer gutgriffig und trotzdem abwechslungsreich, bombenfester, bis auf wenige Ausnahmen rauer Fels und eine verhältnismäßig einfache Wegfindung. Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass der Kopftörlgrat zum Besten gehört, was die Alpen an einfachen Grattouren zu bieten haben!

Übersicht über den Kopftörlgrat

Ich starte um 6:45 Uhr von der Wochenbrunner Alm (1085 m) – weniger, weil ich denke, dass ich aufgrund der Tourenlänge so früh los müsste, als vielmehr um nicht in einen potentiellen Stau auf der Tour zu kommen, denn der Kopftörlgrat gehört zu den beliebtesten Touren im Kaiser. Das Kopftörl ist von hier aus bereits ausgeschildert, sodass sich der Zustieg einfach gestaltet. Die Mautstation gibt es übrigens nicht mehr, mittlerweile kostet einfach der Parkplatz 5€. Auf gutem Weg geht es zunächst durch den Wald und später in einer großen Rechts-Links-Schleife zur Gruttenhütte (1620 m). Die meisten Wanderer schlagen hier den Weg zur Ellmauer Halt ein, ich jedoch biege vorher ab, weiter in Richtung Kopftörl und bin schlagartig allein.

Während des Aufstieges geht die Sonne auf

Der Weg zieht recht direkt in Richtung des Kopftörls und wird gegen Ende auch deutlich anspruchsvoller, zunächst geht es etwas mühsam über ein Geröllfeld, später in leichter Kletterei an einem Drahtseil schräg nach links hinüber. Besonders eindrücklich ist ein schmaler Spalt mit glatten Wänden, durch den man sich hindurchzwängen muss.

Der Anstiegsweg zum Kopftörl wird anspruchsvoller

Der schmale Spalt

Kurz darauf ist das Kopftörl (2058 m) erreicht – die Rinne, die den Einstieg zum Grat vermittelt ist direkt zu erkennen. Durch die Rinne (II) hinauf und nun noch nicht schon nach links queren, sondern noch ca. 10 m weiter auf dem Grat hinauf bevor man die Linksquerung einleitet.

Kopftörl und Einstiegsrinne. Oberhalb des roten Kletterers noch ca. 10m hinauf bevor nach links in die Flanke gequert wird

Diese ist im Prinzip gut zu finden, es sind immer Wegspuren vorhanden. Ich war allerdings überrascht, dass es doch recht viel auf und ab geht und man nicht auf einer Höhe bleibt. Ein auffälliger, abgespaltener Block markiert das Ende der Querung. Nachdem man sich durch den Spalt gezwängt hat, geht es rechts durch eine breite Rinne (III, dann II) hinauf auf den Grat.

Wegspuren leiten einen bei der Querung der Flanke vor dem ersten Turm

Der abgespaltene Block – man muss sich durch den Spalt arbeiten, dahinter setzt die Rinne an die auf den Grat leitet

Die Rinne von oben aus der Scharte zwischen 1. und 2. Turm

Nun auf die andere (Nord-) Seite des Grates und dort in einer auffälligen Rinne (III-) hinauf auf den 2. Turm.

Durch diese Rinne geht es auf den 2. Turm

Über grasdurchsetzten Fels muss von hier in die deutlich sichtbare Scharte unterhalb des 3. Turmes abgestiegen werden. Dort überhole ich eine Dreierseilschaft, die mich freundlicherweise direkt vor lässt. Man beginnt den Anstieg auf den 3. Turm von rechts kommend und nach schräg links querend (III) bis eine Verschneidung erreicht wird. Diese gerade hinauf. Unterhalb des großen, abstehenden Zackens gutgriffig zuerst schräg nach rechts, dann wieder schräg nach links (II) bis direkt unter den Zacken und unter diesem wieder schräg nach rechts um auf seine Rückseite zu gelangen. Dort über eine Rampe (III-) hinauf, bis man die vom Gipfel des Turmes direkt hinunterziehende Verschneidung erreicht – über diese gerade hinauf (III), am Ende unter einem Klemmblock hindurch.

Überblick über den Anstieg am 3. Turm

Unter diesem Klemmblock geht es hindurch

Ausblicke von der Gratkante

Von hier wird die linke (Süd-) Flanke des Turmes auf- und absteigend gequert bis in die Scharte unterhalb des 4. Turmes. Hier nun gerade den Weg des geringsten Widerstandes (III-) hinauf in Richtung der großen Verschneidung in der oberen Wandhälfte. Über diese weiter (III), bis sie durch überragende Blöcke gesperrt wird – jetzt etwas rechts der Verschneidung weiter hinauf bis man den obersten Teil wieder in der Verschneidung zurücklegt.

Überblick über den Anstieg am 4. Turm

Die Querung der Südseite des 4. Turmes ist einfach zu finden, da sie mit roten Punkten markiert ist. An einem markanten Einschnitt in einer Rippe, die vom letzten Türmchen auf dem Gipfelgrat des 4. Turmes hinunterzieht beginnt auch der Notabstieg, deutlich an geklebten Haken zu erkennen die sich unterhalb befinden. Um in die Scharte vor dem 5. Turm zu kommen, muss durch einen Kamin zunächst senkrecht nach unten abgestiegen werden und dann gutgriffig über Platten zu einem schon von oben sichtbaren Standplatz hinübergequert werden (III).

Durch diesen Kamin muss abgestiegen werden

Diese Platte wird schräg nach unten abgestiegen zum gut sichtbaren Stand

Der 5. Turm wird komplett auf der Nordseite umgangen, wobei man ein wenig aufsteigen muss um in die Scharte vor dem 6. Turm zu kommen. Dieser weist eine glatte und scheinbar schwere Wand auf. Diese ist in ihrem unteren Teil jedoch strukturiert. Man steigt über die Struktur weiter rechts (Haken oben zu erkennen) 14 m gerade hinauf (III+) und erreicht ein schmales, von unten nicht sichtbares Band, welches schräg nach links durch die Wand hinaufzieht. Über dieses Band (II) gelangt man in die Südflanke, welche wiederum gequert wird. Nun ist auch das nahe Gipfelkreuz bereits zu sehen. Von der Scharte unterhalb der Ellmauer Halt ein letztes Mal auf die Nordseite wechseln, dort über eine Art Band unter einen Kamin queren, über diesen (Schlüsselstelle, IV-) auf eine kurzes Gratstück und direkt hinauf auf den Gipfel der Ellmauer Halt.

Die Schlüsselseillänge

Der Kamin ist gut machbar und auch durchgehend großgriffig, allerdings sind hier die Griffe leider schon etwas speckig und im oberen Teil war er bei mir auch ein wenig feucht. Trotzdem sollte er kein Problem darstellen für alle, die bereits bis hier gekommen sind.

Kuriose Stelle auf dem Gamsängersteig im Abstieg

Erstbegehung: Georg Leuchs, 25.06.1900

Ausgangspunkt: Parkplatz an der Wochenbrunneralm

Zustieg: Von der Wochenbrunneralm auf beschildertem Weg (das Kopftörl ist bereits vom Parkplatz aus beschildert) über die Gruttenhütte zum Kopftörl (2 ½ – 3 Std.)

Einstieg: Deutlich sichtbare Verschneidung am westlichen Rand des Kopftörls

Länge: 550 mH (durch Auf- und Abstieg)/ 3-5 Std.

Schwierigkeit: IV- (1 SL), vielfach II-III, öfter auch I und Gehgelände

Absicherung: Hin und wieder finden sich Bohrhaken, teilweise auch Normalhaken aber wirklich nur sehr sparsam.

Abstieg: Über den Gamsängersteig (Klettersteig, B/C) zurück zur Gruttenhütte und von dort über den Aufstiegsweg zur Wochenbrunneralm (2 ½ Std.)

 Tipp/ Planung: Das Topo auf bergsteigen.com oder im aktuellen Kaiserführer hilft nur bedingt weiter und ist sehr schematisch. Sehr gut und ausführlich ist der Kopftörlgrat in den alten DAV-Führern beschrieben, einzusehen unter https://bibliothek.alpenverein.de/webOPAC/01_Alpenvereins-Publikationen/07_AV-Fuehrer/Kaisergebirge/Kaisergebirge_Schubert_12_Auflage_2000.pdf

 

 

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