Jungfrau – Rottalsporn und SO-Grat (Normalweg)

Ohne Frage bildet das Dreigestirn Eiger-Mönch-Jungfrau von Interlaken her kommend eines der eindrucksvollsten Bilder im gesamten Alpenraum. Dies wird natürlich zu einem Großteil durch die Schönheit der drei Gipfel bedingt, die aber erst durch die gewaltigen Dimensionen richtig zur Geltung kommt. So besteht in der kurzen Horizontaldistanz zwischen Jungfraugipfel und Lauterbrunnen ein Höhenunterschied von etwa 3300 Metern! Durch die Jungfraubahn erhält man einen einfachen Zugang zu dieser faszinierenden Bergwelt wodurch auch für weniger Geübte die Möglichkeit besteht, einen eindrucksvollen 4000er zu besteigen. Trotzdem sollten die objektiven Gefahren des Berges nicht unterschätzt werden, wie der tragische Lawinentod von 6 Soldaten am 12.07.2007 mahnt.

Erstbegehung: Johann Rudolf Meyer, Hieronymus Meyer, Alois Volker und Joseph Bortis; 03.08.1811

Ausgangspunkt: Mönchsjochhütte (3657m). Von der Bergstation Jungfraujoch in einer ¾ Std. über einen breiten Weg zu erreichen.

Zustieg: Von der Mönchsjochhütte zunächst über den Weg zurück Richtung Jungfraujoch bis zu der kleinen Skipiste kurz unterhalb der Bergstation. Diese hinab und dann schräg nach links, immer leicht absteigend hinüber zu dem schon von weitem sichtbaren Rottalsporn (in der Regel breite Spur).

Einstieg: Etwas rechts unterhalb des auffälligen Regenmessers auf einer Kante.

Länge: 500 mH (vom tiefsten Punkt am Rottalsporn allerdings 700 mH)/ 4-5 Std.

Schwierigkeit: PD+/AD-, III (Einzelstelle, meist I+II), 55° (Einzelstelle)

Abstieg: Über die Aufstiegsroute (3½ Std.). Bei guten Verhältnissen ist es aber auch möglich das Jungfraujoch etwas schneller zu erreichen: Dazu nach dem Bergschrund am Rottalsattel dem Normalweg bis etwa in die Mitte der vom Rottalhorn hinabziehenden Schneeflanke folgen, dort links abzweigen und gerade die Flanke hinabsteigen. Von dort in einem weiten Linksbogen durch die Gletschermulde um den felsigen Teil linkerhand herum (dort kurzer Gegenanstieg) und dann gerade auf das Jungfraujoch zu (2-3 Std.).

Weitere Routen: SW-Grat (Innerer Rottalgrat); AD, III
NW-Grat (Rotbrettgrat); D, III
NO-Grat; D+, V
N-Flanke (Guggi-Route); D

Tipp/ Planung: Besondere Vorsicht ist an der NO-Flanke des Rottalhorns geboten; hier gehen immer wieder Lawinen ab, vor allem in der zweiten Tageshälfte. Auch der Quergang vom Rottalsattel zu den Felsen des Gipfelhangs ist immer wieder Schauplatz von Unfällen, hier bitte gut zwischensichern (Sicherungsstangen). Die schnellere Abstiegsvariante sollte wirklich nur bei guten Verhältnissen und möglichst früh am Tag begangen werden, da man hierbei noch länger in direkter Falllinie der Rottalhorn NO-Flanke bleibt. Generell ist von einer Besteigung mit der ersten Jungfraubahn (erreicht das Jungfraujoch erst gegen 9 Uhr!) wegen der starken Erwärmung gegen Mittag (südliche Exposition) abzuraten.

Wir hatten tags zuvor den Mönch bestiegen und verbrachten die Nacht auf der Mönchsjochhütte (3657m). Beim ersten Tageslicht ging es los, zunächst über den nun angenehm hartgefrorenen Weg zum Jungfraujoch (dieser ist schon zur Mittagszeit sulzig, wodurch der Anstieg zur Mönchsjochhütte sehr mühsam wird). Kurz davor beschrieben wir einen Linksbogen, stiegen über die kleine Skipiste bis zu ihrem unteren Rand ab und hielten dann auf den untersten Ausläufer des Rottalsporns zu. Die Einstiegsstelle zum Fels wird durch einen Regenmesser markiert: Zu diesem über leichte Felsen, teilweise auch über Schnee und Eis schräg nach links hinauf. Weiter über Trittspuren den Felssporn nach links queren bis an einen ca. 15m hohen Riss. Dieser bildet die „Schlüsselstelle“ (II-III), kann aber an Haken gut abgesichert werden. Bei uns war er leider etwas wasserüberronnen. Über den Riss geht es gerade hinauf auf ein Band unter einer steilen Wand. Diesem Band folgt man nach links und quert dabei um den Sporn herum, bis man auf einen Firnhang trifft. Diesem folgt man gerade hinauf und erreicht so den Scheitel des Rottalsporns (Kranzbergegg). Hier legten wir eine erste Trinkpause ein und genossen den tollen Ausblick über den Jungfraufirn. Das nächste Wegstück ist nun wieder etwas leichter. Ein breiter Firngrat leitet zu dem steilen Schneehang, der vom Rottalhorn hinabkommt. Dieser wird in einem weiten Rechtsbogen traversiert, bis man schließlich unter dem steilen Bergschrund des Rottalsattels steht. Das ca. 15m hohe, 50-55° steile Firnstück gerade hinauf in den Rottalsattel (3885m; wenn ich mich recht erinnere, gab es oberhalb des Berschrundes auch Sicherungsstangen). Von hier querten wir über den steilen Firnhang zu den Felsen, die den Gipfelhang links begrenzen (Sicherungsstangen). Über diese und den abschließenden firnigen Gipfelteil ging es recht flott hinauf zum Gipfel.

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