Anreise und Akklimatisation
Da der Zeitplan bei der Alpamayo/ Huascaran Expedition relativ straff ist, was vor Ort nur eine sehr kurze Akklimatisationsphase zulässt, reiste ich bereits 2 Wochen vor dem Abflugtag nach Grindelwald, um mich dort beim Wandern und bei Hochtouren schon ein wenig vor-zu-Akklimatisieren. So hatte ich bei meiner Rückreise, 2 Tage vor Abflug, die folgenden Touren absolviert:
- 6 Wanderungen bis ca. 3000 m
- 1 Übernachtung auf der Mönchsjochhütte (3657 m)
- 1 Übernachtung auf dem Klein Matterhorn (3820 m)
- Monte Rosa – Nordend (4609 m) und Dufourspitze (4634 m)
- Rimpfischhorn (4199 m)
Am 07.07.2012 um 3.45 Uhr klingelt der Wecker – das Abenteuer kann beginnen! Mit dem Auto bringen mich mein Vater und seine Lebensgefährtin zum Frankfurter Flughafen; um 7.20 Uhr hebt der Flieger ab in Richtung Madrid, wo ich den Rest der Gruppe treffe. Die anderen hatten ihre Reise in München begonnen. Nach einem kurzen Aufenthalt geht es um 12.20 Uhr weiter nach Lima, das wir nach ca. 12 Stunden Flugzeit um 17.30 Uhr Ortszeit erreichen (Peru ist 6 Stunden hinter unserer Zeit zurück).
Anflug auf Lima
Dort werden wir bereits von unserem peruanischen Bergführer Maximo erwartet. Nachdem alle wieder ihr Gepäck beisammen haben, wird alles in einen Kleinbus verladen und wir fahren in unser Hotel im Vorort Miraflores, wo wir nach einem kurzen Abendessen alle erschöpft in die Betten fallen. Am nächsten Tag starten wir um 8.30 Uhr zum Transfer nach Huaraz, bergsteigerisches Zentrum Perus und Ausgangspunkt für alle Touren in der Cordillera Blanca. Wieder mit dem Kleinbus (das Gepäck wir in Peru auf dem Dach transportiert) geht es zunächst durch das, sich an der Küste über eine Länge von insgesamt 60 km erstreckende, Lima (ca. 2 Stunden Fahrt bis an die Stadtgrenze) und dann immer der Küste entlang nach Norden, bis in das kleine Fischerörtchen Barranca. Dieses markiert den Punkt, von dem aus man die Küste verlässt und nach rechts in die Berge abbiegt. In einem Restaurant nehmen wir ein kleines Mittagessen ein, dann geht die Fahrt weiter in Richtung Cordillera Blanca.
Unser Gepäck wird auf dem Dach des Kleinbuses transportiert
Impression aus Lima
In den Stadträndern leben viele Menschen in ärmlichsten Verhältnissen
Von der Stadtgrenzen Limas geht es ca. 150 km immer an der Küste entlang, die durch den vielen Müll und den grauen Himmel ziemlich trist wirkt
In Barranca machten wir Mittagspause in einem Fischerrestaurant direkt am Meer
Hatte über der Küste die gesamte Zeit eine dichte Bewölkung gelegen (eine Folge des kalten Humboldtstromes, der die Luft über dem Ozean abkühlt; dies führt beim Auftreffen auf die warme Landluft zu Kondensation und Nebel), so war nun schon nach kurzer Entfernung von selbiger ein strahlend blauer Himmel über uns. Vorbei ging es an weiten Flächen, auf denen Peperoni zum Trocknen ausgelegt waren, stetig bergauf.
Kaum hatten wir uns ein wenig von der Küste entfernt, erstreckte sich über uns ein tiefblauer Himmel
Schön anzusehen: Die zum Trocknen ausgelegten Peperonis
So erreichten und überquerten wir, ausgehend von Meereshöhe, schließlich den 4080 Meter hohen Conococha Pass. Von hier geht es wieder bergab in das auf ca. 3500 m gelegene Huaraz, wo wir im Hotel San Sebastian unsere Basis beziehen.
Auf dem Conococha Pass kommen die ersten 5000er ins Blickfeld
Schon am Ende der Hinfahrt hatte mir meine Verdauung Probleme bereitet, nach dem Abendessen geht dann aber gar nichts mehr – Durchfall! „Toll“, denke ich mir, „das fängt ja gleich gut an…“. Martin, Medizinprofessor aus Köln, versorgt mich mit Immodium und Tannacomp. Daraufhin geht es besser und der Durchfall sollte sich zum Glück auch nicht mehr einstellen (einen herzlichen Dank nochmal an dieser Stelle). Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Akklimatisation. Mit dem Bus geht es wieder ein gutes Stück zurück in Richtung Conococha-Pass, dann zweigen wir jedoch nach links in den Huascaran Nationalpark ab und fahren über eine Schotterpiste tief ins peruanische Hochland hinein.
Der Blick vom Hotelbalkon geht genau auf den nahen Huascaran (der mächtige Doppelgipfel in Bildmitte)
Bei der Einfahrt in den Huascaran Nationalpark muss eine Gebühr entrichtet werden
Nach 1½ Stunden Fahrt erreichen wir einen der wenigen Orte, an denen die seltenen Puya Raimondi (Riesenbromelien) wachsen. Diese Pflanzen können eine Höhe von bis zu 12 Meter erreichen und blühen in ihrem 100-jährigen Leben nur ein einziges Mal! Wir streunen ein bisschen über die Hänge, um vielleicht ein blühendes Exemplar zu entdecken. Unglaublich – wir befinden uns auf ca. 4300 m Höhe und ringsum blühen Pflanzen, wächst Gras… Trotzdem merkt man die Höhe, wir bewegen uns langsam.
Einige Rinder grasen an dem vermutlich durch Eisenverbindungen im Boden rot gefärbten Bach. Wenn die Bauern ein Mal pro Woche kommen, um nach ihren Tieren zu schauen brauchen sie einfach nur Futtersalz auszulegen, dann kommen die Tiere von ganz allein
Die Puya Raimondi (grüne Büsche = junge Pflanzen, „Bäume“ = die alten Exemplare) wachsen in einem weltabgeschiedenen Tal
Nach einem gemütlichen Picknick schlendern wir wieder zum Bus und fahren nach Huaraz, welches wir um 14 Uhr erreichen. Nachmittags schauen wir uns noch ein wenig in der Stadt um und lassen das bunte Treiben auf uns wirken.
Großer Platz in der Mitte von Huaraz; hier befindet sich auch der Indiomarkt
Frau in typisch peruanischer Kleidung. Ebenfalls charakteristisch ist, dass Lasten (auch kleine Kinder) in Decken auf dem Rücken befördert werden
Die Läden sind meist klein und daher ziemlich vollgestopft. Die Flaschen mit dem gelben Inhalt auf dem Regal im Hintergrund enthalten „Inka Kola“, das schon fast ein Nationalgetränk darstellt (und furchtbar schmeckt)
Viele können die Ladenmiete nicht bezahlen und bieten ihre Waren deshalb auf der Straße feil
Die „Tuck-Tuck’s“ sind allgegenwärtig auf Huaraz‘ Straßen. Man kann sich in ihnen sehr günstig in jeden beliebigen Ort der Stadt befördern lassen
Um 18 Uhr versammelt sich die gesamte Mannschaft in der Hotelhalle und Dirk, unser deutscher Bergführer, geht mit uns noch einmal die wichtigsten Punkte für den Aufstieg zum Alpamayo (Lager, Fixseile, Funkgeräte etc.) durch. Nach dem Abendessen geht es dann ans Packen – der größte Teil der Ausrüstung geht in die große Reisetasche, die bis zum Basislager von den Mullis befördert wird. In den Rucksack kommen nur ein paar warme Sachen sowie die Verpflegung; den Rest lassen wir im Hotel zurück, wobei sich jeweils mehrere Expeditionsteilnehmer eine Tasche teilen. Um 22 Uhr liegen wir in freudiger Erwartung des nächsten Tages im Bett.