Allalinhorn W-Flanke (Normalweg)
Das Allalinhorn ist der Hausberg von Saas-Fee und wirklich schön anzusehen. Müsste man ihn vom Tal aus besteigen, so würde das durchaus eine ordentliche Gletschertour ergeben. Da man den Gipfelanstieg mit der Bahn aber auf 500 mH verkürzen kann und der Normalweg technisch nicht schwer ist, kann hier oben von Bergidylle keine Rede mehr sein. Nichtsdestotrotz halte ich das Allalinhorn als ersten 4000er für eine super Tour: Relativ kurzer, objektiv mäßig gefährlicher Anstieg, dabei trotzdem nicht ganz so trivial wie das Breithorn und obendrein ein sehr formschöner, lohnender Gipfel.
Erstbegehung: E.L. Ames, Franz-Josef Andenmatten und Johann-Josef Imseng; 28.08.1856
Ausgangspunkt: Bergstation Mittelallalin (3456 m), aktuell 72 CHF retour
Länge: 580 mH; 2 Std.
Schwierigkeit: F, 50° (Einzelstellen)
Abstieg: Über den gleichen Weg (1 Std.)
Weitere Routen: | O-Grat (Hohlaubgrat); PD+, 40°; IISW-Grat; PD, II
NO-Grat; AD+, 50° NO-Wand; TD, 90° |
5:30 Uhr; Aufstehen in unserer Ferienwohnung in Saas Grund und mit dem Auto hinauf nach Saas Fee zum Parkplatz. Es verspricht ein toller Tag zu werden und die Sonne klettert langsam über die Bergspitzen. Frohen Mutes nehmen Michael, Barbara und ich die 1. Bahn, die uns nach Felskinn auf 3000 m bringt. Da wir von lieben Menschen günstige Bahntickets bekommen haben, gönnen wir uns die Weiterfahrt mit der unterirdischen Standseilbahn hinauf zum Mittelallalin (3456 m). Mit uns sind noch weitere Bergsteiger unterwegs, die das gute Wetter nutzen wollen.
Der Weg auf’s Allalinhorn führt zunächst um den Berg herum und ab dem Feejoch über die W-Flanke (verdeckt – gepunktet)
Blick zum Allalinhorn von der Station Mittelallalin (3456 m)
Uns treibt keine Eile – alle gehen noch mal zur Toilette, denn es soll eine Genusstour werden. Dann geht’s los. Zuerst über die Skipiste bis zum Schlepplift. Schon von hier kann man die gut ausgetretene Autobahn hinauf auf den Berg erkennen. Doch schon bald wird es etwas steiler, sodass wir kurzerhand die Steigeisen anlegen, das ist einfach angenehmer zu gehen. Um 8:00 Uhr erreichen wir den „Einstieg“ am Pistenrand, seilen uns an und reihen uns in den närrischen Lindwurm ein. Ab hier geht es nur noch bergauf. Wir nehmen die Pickel zur Hand, um es einfacher zu haben. Aber die Spur ist gut ausgetreten. Es macht richtig Spaß an solch einem herrlichen Tag und unser Igelkind war natürlich auch mit dabei! Dennoch müssen wir im unteren Drittel des Weges eine Spalte mit einem Satz überwinden. Es hat Barbara etwas an Überwindung gekostet, aber sie hat gut geschafft. Der Weg verläuft zunächst in einem großen Rechtsbogen um das Allalinhorn herum und schlängelt sich dann durch die Spaltenzone zwischen 3600m und 3700 m. Aber es ist alles nicht sonderlich schwierig. Im oberen Drittel ist wieder eine Spalte zu überwinden, allerdings mit Schneebrücke, die wir noch gut benutzen können, da wir früh unterwegs sind. Bald ist das Feejoch (3826 m) erreicht: Hier eröffnet sich ein phantastisches Panorama auf die gesamte Zermatter Prominenz! Wir stehen und staunen.
Blick vom Feejoch: Allalinpass, Rimpfischhorn und Strahlhorn
Blick vom Feejoch: Matterhorn und Dent d’Hérens
Vom Feejoch sind es nur noch ca. 200 mH über die 40° steile W-Flanke
Nun zweigt der Weg nach links ab und wird noch einmal etwas steiler, denn jetzt gilt es den Gipfelhang zu überwinden. Aber auch das geht gut und so erreichen wir schließlich um 10:00 Uhr gemeinsam den Gipfel. Glücklich lassen wir die Aussicht von 4027 m auf uns wirken. Wir können sie alle sehen: Monte Rosa, Strahlhorn, Täsch- und Nadelhorn, Dom, Rimpfischhorn, natürlich das Matterhorn bis hinüber zum Mont Blanc. Der Alphubel, zum Greifen nah. Alle Gipfel zeigen sich an so einem tollen Tag und ihre Schneespitzen funkeln in der Sonne. Toll!
Glücklich am Gipfel – Jana’s erster 4000er!
Am Gipfelkreuz ist nur Platz für wenige Personen und so genießen wir das Gipfelglück, ehe die nächste Seilschaft uns ablöst. Überraschenderweise tauchen plötzlich eine gute Freundin von mir und ihr Mann auf; sie sind über den Hohlaubgrat aufgestiegen. Zufälle gibt es im Leben – denn dies war nicht abgesprochen! Nach kurzer Wiedersehensfreude machen wir uns rasch an den Abstieg, da die nächste Seilschaft bereits den Gipfel erreicht hat.
Wir nehmen den gleichen Weg Retour. Es geht steil bergab und so verlieren wir rasch an Höhe. Die Schneerücke von heute früh, ist bereits durchgeschmolzen und unbenutzbar, sodass wir in die Spalte hinein sehen können! Zudem wurde der Rand nun noch breiter ausgetreten, durch die vielen Leute, die da drüber sind. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als einen großen Sprung darüber zu machen. Aber alles funktioniert tadellos und wir setzen unseren Abstieg fort. Das gleiche steht uns bei der nächsten Spalte bevor. Es ist mittlerweile Mittag doch wir beobachten immer noch einen regelrechten Ansturm an Bergsteigern, die sich bergauf an uns vorbei drängen und alle über diese Spalten müssen – gerade jetzt, wo der Schnee durch den Sonnenschein zunehmend sulziger wird. Sonnenschein ist irgendwie Fluch und Segen zugleich in solchem Gelände.
Im Abstieg kurz unterhalb des Feejochs: Es wird zunehmend sulziger
Menschen begegnen uns, die versuchen den steilen Gletscher hinauf zu kommen und ins Rutschen geraten, da sie in Jeans, Turnschuhen und kurzen Hosen unterwegs sind. Steigeisen, Seil oder ähnliche Ausrüstung – Fehlanzeige! Wir kommen uns, obwohl wir der Tour vollkommen angemessen gekleidet sind, etwas „overdresst“ vor. Doch zum Glück sind auch noch andere Seilschaften, wie unseresgleichen unterwegs.
Die letzte Wegstrecke nach der Spaltenzone hinüber zur Piste ist nur noch Kür
Jedenfalls erreichen wir wieder zufrieden um 11:45 Uhr die Bergstation Mittelallalin. Inzwischen herrscht dort ein buntes Getümmel. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen zum Vespern und genießen die herrliche Aussicht, ehe wir später wieder ins Tal lifteln.
Eine Tour, bei der einfach alles gepasst hat, vom Wetter bis hin zur Gipfelauswahl! Ich bin zufrieden.
Ohne Worte…
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