"Bergsteigen ist mehr als Sport. Es ist eine Leidenschaft" (Herrmann Buhl)

Pidinger Klettersteig

Der Hochstaufen ist eine eindrucksvolle Berggestalt oberhalb von Bad Reichenhall. Insbesondere auf seiner Nordseite kommt regelrechtes Nordwandfeeling auf. Praktischerweise verläuft genau hier der Pidinger Klettersteig. Dieser ist mit Einzelstellen bis D allein schon als schwierig zu bewerten, die wahre Herausforderung steckt aber vor allem in der Länge der anspruchsvollen Passagen und deren Häufigkeit sowie in den 1200 Höhenmetern, die der Berg einem zusätzlich auch noch abverlangt. Es erscheint somit nur angemessen, dass der Steig über gleich zwei Notausstiege verfügt. Auf das ein jeder sich am letzten Notausstieg noch einmal kritisch prüfe, ob er dem Weiterweg von der Armkraftausdauer her noch gewachsen ist – der Weg von hier aus ist immer noch weit…

Überblick über den Pidinger Klettersteig

Zeitplan:
• Parkplatz Urwies – Einstieg: 1 ½ Std.
• Pidinger Klettersteig: 3 ½ Std.
• Hochstaufen – Parkplatz Urwies: 2 ½ Std.

Ich erreiche den Wanderparkplatz (ca. 500 m) um 8:45 Uhr – noch ist nicht allzu viel los und ich bekomme ohne Probleme einen Platz. Der Pidinger Klettersteig ist bereits vom Abzweig an der Landstraße ausgeschildert; die Beschilderung ist generell super, der Klettersteig ist nicht zu verfehlen. Der erste Teil des Zustiegs verläuft über den Wanderweg Nr. 15, einen breiten Waldweg mit einer angenehmen Steigung, sodass man in Ruhe warm werden kann.

Der Anmarsch zum Klettersteig ist super beschildert

Bald ist die Moaralm (820 m) erreicht, kurz dahinter zweigt linkerhand der Weg zu den Steinernen Jägern ab. Weiter geradeaus bis nach einer ausladenden Kurve der Weg zum Klettersteig nach links abzweigt. Nun auf einem Wanderweg, später auf einem steilen Bergpfad, teilweise über Geröll zu einem Rastplatz mit Bank und toller Aussicht. Es bietet sich an, an dieser Stelle anzurödeln.

Ein idealer Platz zum Anrödeln

In wenigen Minuten ist von hier aus die Einstiegsplatte an einem ersten Aufschwung erreicht. Wie in schweren Klettersteigen üblich geht es gleich kräftig los (D) in einem Bogen über den unteren Teil und dann gerade hinauf (C). Danach einfach über Schrofen und geneigte Platten (A) bis zu einem zweiten Aufschwung (erst B, dann B/C). Nach diesem wieder über Wiesen und Schrofen, teilweise auch mal über eine hölzerne Treppe sehr ansprechend weiter gerade bergauf, immer auf der orographisch rechten Seite der markanten großen Schuttrinne entlang.

Der Einstieg zum Pidinger Klettersteig (D, dann C) zieht links vom Schild gerade hinauf

Nach der Einstiegswand folgt erst einmal leichtes, schrofiges Gelände aber stets gut gesichert

Hölzerne Treppe im unteren Teil

Ich bin noch früh im Jahr unterwegs und treffe daher im oberen Teil der Rinne auf ein Altschneefeld das den Steig teilweise bedeckt. Das stellt aber kein größeres Problem dar, man kann gut rechts des Schneefeldes im Gras aufsteigen. Nun beginnt die erste längere Querung nach Rechts, stets gut beschildert auf schmalem, ungesichertem aber gut begehbarem Pfad. Zwischendurch ist auch einmal eine Seilversicherung (A). An einem kleinen Sattel ist die Abzweigung des ersten Notausstiegs erreicht.

Unterwegs in der ersten Querung

Abzweig des ersten Notausstiegs

Wer bis hier hin bereits erste Probleme hatte, sollte diesen wirklich nutzen denn nun folgt die Schlüsselpassage: Ein senkrechter, glatter Pfeiler der in recht direkter Linie überwunden wird und hohe Anforderungen an die Kraftausdauer stellt – die Schwierigkeiten sind anhaltend bis auf den Pfeilerkopf. Zunächst gerade hinauf (D), dann in einem rechts-links Bogen (C und C/D) und schließlich wieder gerade hinauf auf den Pfeiler (C/D).

Detailansicht der Schlüsselpassage

Wieder folgt leichtes Gelände mit einer Treppe und der Steig quert erneut ein ganzes Stück nach rechts bis zu einem Schild, das deutlich darauf hinweist, dass hier der letzte Notausstieg erreicht ist.

Unterwegs in der zweiten Rechtsquerung

Abzweig des zweiten und letzten Notausstiegs

Erneut geht es einen Aufschwung direkt hinauf, nun aber nicht mehr ganz so schwer wie beim letzten Aufschwung (B/C). Nach einem etwas anspruchsvolleren Stück (C) wird es kurz etwas leichter (A/B) bevor es wieder aufsteilt und weiterer Pfeiler erklettert werden muss (C).

Auf geht’s in den nächsten Aufschwung (hier der B/C Abschnitt)

Rückblick über diesen Abschnitt

Im oberen Teil des Aufschwungs

Nun folgt die landschaftlicher sicher schönste Passage des Steiges: In einer langen Linksquerung führt der Steig zurück ins Herz der Wand bis unter die steile Ausstiegswand, direkt unter dem Gipfel. Über einen schmalen Pfad geht es mit kurzen, versicherten Intermezzi (A/B) vorbei an einer Schutzhöhle absteigend hinunter in die große zentrale Rinne. Auch hier liegt bei meiner Begehung noch Schnee aber es gibt bereits Trittspuren, sodass das Schneefeld kein Problem darstellt. Auf der anderen Seite der Rinne muss an einer glatten Platte, die schräg nach links aufsteigend überwunden wird, wieder kräftig zugepackt werden (C). Dahinter wird ein Schuttkessel erreicht, bei dem auf einer dort befindlichen Bank noch einmal eine kleine Pause vor Inangriffnahme der Headwall eingelegt werden kann.

Überblick über die große Linksquerung, die einen wieder zurück in den zentralen Wandteil bringt

Die Schutzhöhle

Rückblick zum Beginn der Querung

Über gestuftes, geneigtes Gelände (B/C) geht es hinter einen kleinen Pfeiler. Von dort wird es wieder steil: In direkter Linie werden die ersten Platten überwunden (erst C, dann C/D), bevor es kurz etwas leichter wird (B/C, dann B), nur um erneut aufzusteilen (D, dann C). Auf einem Absatz wird das Wandbuch erreicht. Eine Linksquerung (C) leitet von hier in den letzten, steilen Abschnitt (C/D, dann C).

Von der Bank geht es zunächst links des Schneefelds über das gestufte Gelände hinter den Pfeiler (B/C)

Mitten in der Headwall (C/D)

Die letzte schwere Stelle (D)

Der Steig endet kurz unterhalb des Gipfels (für alle, die die mit einer fortlaufenden Nummer versehenen Versicherungen verfolgen und sich fragen, bei welcher Zahl wohl die letzte ist: Es ist die Nummer 390). In 5 min erreiche ich den Gipfel (1771 m) und genieße die schöne Aussicht – es ist nun 11:15 Uhr und der Andrang hält sich noch in Grenzen.
Zum Abstieg bieten sich zwei Wege an: Entweder der Normalweg über die Steineralm oder alternativ der Weg am Grat entlang über die Steinernen Jäger. Ich wählte letzteren, kann ihn aber, da er doch einiges an Aufmerksamkeit und Trittsicherheit verlangt nur empfehlen, wenn man auf dem Gipfel noch nicht allzu erschöpft ist.

Blick vom Ausstieg des Steigs zum Gipfel, der von hier in 5 min zu erreichen ist

Blick vom Gipfel des Hochstaufen auf Bad Reichenhall, im Hintergrund oberhalb von Bad Reichenhall ganz markant die „Schlafende Hexe“

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