Finanzieri Klettersteig
Der von den „Finanzieri“, den italienischen Zöllnern im Jahre 1980 erbaute Finanzieri Klettersteig bietet abwechslungsreiche Klettersteigunterhaltung und kann dabei trotz moderater Schwierigkeiten mit schattiger Nordwandatmosphäre punkten. Die nominelle Schlüsselstelle (C) bietet eine überhängende Verschneidung etwa in Wandmitte, wesentlich unangenehmer habe ich jedoch den Abstieg vom Gipfel des Colàc empfunden, der zwar größtenteils drahtseilgesichert ist, allerdings auch einige brüchige, schottrige und dadurch unangenehm abzusteigende Passagen aufweist. Insgesamt sicher nichts übermäßig schwieriges, für Anfänger und Kinder jedoch eher ungeeignet.
Ausgangspunkt: Penia; Bergstation der Ciampac Seilbahn
Schwierigkeit: C
Zeitbedarf:
- Zustieg Klettersteig: 15-20 min
- Klettersteig: 1 ½ – 2 Std.
- Abstiegsvariante 1: 1¾ – 2 Std.
- Abstiegsvariante 2: 2½ – 3 Std.
- Abstiegsvariante 3: 3½ – 4 Std.
- Abstiegsvariante 4: 4 – 4 ½ Std.
- Abstiegsvariante 4 + Kaiserjägersteig: 6 – 6½ Std.
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Übersicht über den Klettersteig
Übersicht über die Abstiegswege
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Da wir eine gute Stunde Fahrt bis nach Penia benötigen, ist es dann doch 11.30 Uhr, bis wir an der Talstation der Ciampac Seilbahn (ca. 1550 m) anlangen. Ulli und Jana wandern von hier aus direkt zum Rifugio Contrin (2016 m), ich nehme die Seilbahn und erreiche die Bergstation (2170 m) um 11.40 Uhr. Von hier geht es direkt links ab ein Stück eine Skipiste hinab, bis schon nach kurzer Zeit ein Wanderschild die Abzweigung des Klettersteig-Zustiegs markiert. Kurz hinab in eine Art Sumpflandschaft, die man rechts (Zustiegsweg) oder links (botanischer Lehrpfad) umgehen kann.
Ein schon von weitem sichtbarer Weg leitet über das Schuttfeld zum Einstieg
Beide Wege münden in dem schon von weitem sichtbaren, auffälligen zick-zack Weg, der direkt zum Einstieg (Tafel; 15-20 min) leitet. Durch eine Rinne geht es kurz drahtseilgesichert direkt hinauf, dann folgt erst einmal wieder einen Stück Pfad, über das ungesichert aber ungefährlich der nächste Drahtseilabschnitt erreicht wird. Von dessen Ende an ist der Klettersteig durchgehend drahtseilversichert. Es folgt eine Linksquerung, über die man, nach kurzem Abstieg, die schon von weitem sichtbare Rampe links neben dem auffälligen gelben Wandabschnitt in der unteren Wandhälfte erreicht.
Ein Schild weist den Einstieg
Die ersten Meter geht es am Drahtseil durch eine Rinne hinauf, dann folgt noch einmal ein Stück Pfad
Immer an der Felswand geht es entlang zu der im Hintergrund bereits sichtbaren breiten Rampe in der unteren Wandhälfte
Beim Einstieg in die Rampe – Rückblick zur Bergstation der Ciampac Seilbahn
Unterwegs auf der Rampe
Man folgt dieser über plattigen Fels bis zu einem Steilaufschwung, dessen Überwindung die Schlüsselstelle des Klettersteigs bildet (C). Die Sicherung hier ist aber exzellent, der gesamte Abschnitt ist eng mit eisernen Krampen versehen und es ist auch möglich, diese Stelle von oben toprope abzusichern. Die eisernen Krampen führen zunächst etwas überhängend (ca. 3 m), dann senkrecht hinauf. Der Weiterweg leitet schräg nach links ansteigend in eine große Rinne, der man dann mehr oder weniger bis kurz unter den Gipfel folgt.
Der stetig der Rampe folgende Weg biegt schließlich nach rechts ab, um über die Felswand in den oberen Wandteil vorzustoßen
Die Schlüßelstelle von oben
Zwischendurch müssen ab und zu kurze glatte Platten überwunden werden (B), was jedoch problemlos möglich ist. Die Rinne endet an einem kurzen Gratstück, hier treffen mich auch die ersten Sonnenstrahlen – welch eine Wohltat! Der Steig folgt dem Grat (einfach, A), quert dann nach rechts unter der Gipfelwand und erreicht so eine Verschneidung, über die man nach ca. 50 m direkt den Gipfel (2715 m) erreicht (1 ½ – 2 Std. vom Einstieg).
Nach der Schlüßelstelle hat man das Schwierigste hinter sich, vieles danach ist A, zwischendurch gilt es aber immer wieder auch einmal einige glatte Platten (B) zu überwinden. Diese hier kommt ziemlich bald nach der Schlüßelstelle
Dann wird es wieder leichter. Insgesamt geht es jetzt stetig nach links
Zwei Klettersteigler auf einem weiteren glatten Stück
Tiefblicke garantiert…
Originelle Stelle durch einen riesigen Felsriss
Toller Blick hinüber zur Sella mit Piz Boè
Eine B-Stelle im oberen Wandteil
Die zum Gipfel führende Rinne ist erreicht. Dieser folgt man im Grunde nun bis fast ganz nach oben
Im Großen und Ganzen bieten sich hier keine ernsthaften Schwierigkeiten mehr, der Weg zieht sich jedoch auch noch weiter als man denkt
Ausstieg aus der Rinne auf das kurze Gratstück unterhalb des Gipfels
Über diesen Grat geht es nun endlich im Sonnenschein auf den jetzt bereits ganz nahen Gipfel zu. Vorher muss nur noch einmal unter der Wand nach rechts gequert werden, dann leitet eine letzte Rinne bis ganz nach oben
Die Ausstiegsrinne
Da das Wetter fantastisch ist, ist hier oben natürlich ganz schön was los. Ich lege eine kurze Pause ein und esse einen Riegel. Die Aussicht von hier ist schon einmalig – einerseits die Marmolada mit ihrer imposanten Südseite, die sich zum Greifen nahe befindet, andererseits das Sella- und Langkofelmassiv, welche den nördlichen Horizont dominieren. Es ist wirklich schwer, sich von diesen einmaligen Ausblicken loszureißen! Schließlich muss ich aber doch aufbrechen, denn Ulli und Jana warten ja am Rifugio Contrin auf mich.
Wahnsinnsaussicht hinüber zur Marmolata-Südwand. Das baumgesäumte Tal rechts daneben ist das Val de Contrin
Der Gipfel des Colàc (2715 m)
In der Ferne ist sogar der Heiligkreuzkofel auszumachen
Der durch die Südostflanke des Colàc führende Abstiegsweg beginnt als unangenehm steiles und schottriges Kanonenrohr. Hier sollte man bei mehreren gleichzeitig absteigenden Personen auf jeden Fall einen Helm tragen und die etwa 50 m lange Rinne so schnell als möglich verlassen. Nach der Rinne führt der Weg nach rechts zu einem Drahtseil und durch einen Felsspalt auf die andere Seite des mächtigen, rechts gelegenen Felspfeilers. Hinter dem Spalt geht es steil, aber bestens drahtseilversichert ein kurzes Stück steil hinab.
Die ersten Meter vom Gipfel führen ungesichert und steil durch diese steinschlaggefährliche Rinne, dann geht es nach rechts durch einen Felsspalt
Von hier kann man bereits das Tagesziel (Rifugio Contrin) ausmachen
Nach dem Felsspalt steigt man ein Stück steil, aber gut gesichert in eine weitere breite Rinne
Danach folgt ein weiteres breites Kanonenrohr, auch dieses wieder mit viel Geröll, aber durchgehend gesichert. Man erreicht so eine ausgetrocknete Wasserrinne, an deren orographisch rechter Seite sich der weitere Abstieg am Drahtseil vollzieht. Da dieser ohne viel zick-zack recht direkt hinunterführt bin ich froh, als ich endlich einen Pfad am Ende der Versicherungen erreiche, der über Wiesen nach rechts durch die Grasflanke in Richtung Forcia Neigra (2509 m) leitet (¾ – 1 Std.).
Das Kanonenrohr dürfte bei vielen Absteigenden auch gefährlich werden
Am Ende des Kanonenrohrs erreicht man eine ausgetrockente Wasserrinne, auf deren orographisch rechter Seite sich der weitere Abstieg vollzieht
Man kann vom Abstieg schon zur Forcia Neigra hinüberschauen. Variante 1 führt von dieser nach rechts (nicht zu sehen), Variante 2 steil den Hang nach links über den gut sichtbaren Pfad hinab, Variante 3 und 4 zweigen an dem markanten Felsturm in Bildmitte ab und führen über die im Hintergrund sichtbare Wiese
Noch ein kurzer Gegenanstieg und eine kleine Passage mit Drahtseilversicherung (die nach den bereits zurückgelegten Passagen fast ein wenig lächerlich anmutet), dann ist die Scharte erreicht. Und wirklich, der Boden hier ist tatsächlich, wie der Name bereits angedeutet hat, nahezu schwarz und mutet regelrecht vulkanisch an.
Ankuft an der tatsächlich schwarzen Forcia Neigra
Tiefblick ins Val de Contrin über Variante 2
An dieser Stelle zweigt nun die erste Abstiegsvariante (Variante 1) von meinem Weg ab. Man kann nämlich, indem man hier nach Westen (rechts) abzweigt und dem Weg Nr. 613 folgt rasch wieder an die Seilbahnstation gelangen (ca. 1 Std.). Wer es gerne etwas länger mag, folgt Weg Nr. 646 in östliche (links) Richtung und steigt steil durch das Tal hinab, unten ist bereits das Val Contrin sichtbar. Dieses ist dann auch die zweite Abstiegsmöglichkeit (Variante 2), denn über das Val Contrin erreicht man schließlich wieder die Talstation der Ciampac Seilbahn (ca. 1½ – 2 Std.). Ich zweige jedoch schon bei der Weggabelung kurz unterhalb der Höhe der Forcia Neigra in Richtung Rif. Contrin auf Weg Nr. 613 nach rechts ab. Dazu muss zunächst eine kleine Felsrippe drahtseilgesichert überwunden werden, dabei passiert man eine kleine Scharte. Ein schmaler Pfad leitet dahinter sanft über Wiesen hinab, der weitere Weg ist dabei stets gut zu sehen – im Grunde beschreibt man einen stetigen Linksbogen. Der Steig trifft schließlich auf einen anderen, hier geht es nach links ab, immer auf das kleine Felsgebilde von P. 2460 zu.
Überblick über Variante 3 bzw. Variante 4. Wer noch Kraft hat, kann zusätzlich den Kaiserjägersteig auf den Col Ombert (orange) dranhängen
Nach einem kurzen Anstieg erreicht man die Anhöhe unterhalb der Felsen und der Blick zum nahen Rif. Pas de S. Nicolò (2340 m) wird frei (1 Std. von der Forcia Neigra). Dieses ist wirklich malerisch unter dem Felsbrocken des Col Ombert gelegen, die Aussicht von hier ist wunderschön (Val Contrin – Val S. Nicolo) und der Ort strahlt eine Ruhe und Abgeschiedenheit aus, dass ich hier am liebsten länger verweilen würde.
Das wunderbar ruhig gelegene Rif. Pas de S. Nicolò mit dem Col Ombert im Hintergrund
Doch da ich weiß, dass ich auf dem Rif. Contrin erwartet werde, halte ich mich nicht lange auf, sondern verfolge Weg Nr. 608 (Variante 4) und beschreibe somit erneut einen langgezogenen Linksbogen. Hier gäbe es eine weitere Abstiegsmöglichkeit (Variante 3) in Form des direkt an der Hütte nach links abzweigenden Weges Nr. 648, der auch ins Val Contrin mündet, allerdings ohne den „Umweg“ über das Rifugio zu nehmen (insgesamt schätzungsweise ½ Std. Zeitersparnis gegenüber der Variante über das Rif. Contrin).
Vom Rif. Pas de S. Nicolò besteht für Unermüdliche auch die Möglichkeit, den kurzen Kaiserjägersteig auf den unmittelbar hinter der Hütte aufstrebenden Col Ombert (2670 m) zu absolvieren (D/E, ca. 2h Mehraufwand). Ich erreiche nach einem letzten kurzen Anstieg über Weg Nr. 608 ein Tal, über das es in vielen Serpentinen zu der bereits von weitem sichtbaren Contrinhütte geht (¾ – 1 Std.).
Vom Pas di S. Nicolò ist es nicht mehr weit zur Contrinhütte, die sich hier nicht sichtbar auf dem Talgrund befindet (die Häusschen stehen etwas oberhalb der eigentlichen Hütte)
Hier haben es sich Jana und Ulli bereits im Schatten hinter der Hütte gemütlich gemacht. Ich kaufe mir erst einmal einen Liter Wasser, denn ich habe auf der langen Tour ganz schön geschwitzt und meine Wasservorräte gänzlich aufgebraucht. Dann gönne ich mir ein ausgiebiges Mittagessen, um die Speicher wieder aufzufüllen. Allerdings ist die Tageszeit mittlerweile auch schon etwas fortgeschritten und so brechen wir um 15.20 Uhr auf. Der Abstieg von hier ist nun wirklich einfach und gemütlich zu begehen, unterwegs kommt man direkt am Fuße des Colàc vorbei und kann ihn noch einmal aus nächster Nähe bewundern. Um kurz nach fünf, also nach gut 1 ¼ Std. langen wir wieder am Parkplatz an der Ciampac Seilbahn an – gerade rechtzeitig, die Schuhe qualmen nämlich langsam auch…
Schöner Blick auf die Langkofelgruppe im Abendlicht beim Abstieg durch das Contrintal
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