Jegihorn Klettersteig

Der höchste Klettersteig der Westalpen führt luftig auf den Gipfel des Jegihorns und bietet eine spektakuläre Hängebrücke

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Jegihorn Klettersteig

Jegihorn, gesehen vom Hohsaas. Klettersteig (rot), Variante „Zitterpartie“ (gelb) und Abstieg (orange)

Wir sind spät dran. Bergstation Hohsaas 3200m. Rasch steigen wir zur Weissmieshütte nach 2726m ab und folgen nun von dort dem blau-weiß markierten Weg, der den Hang fast eben zum Einstieg des Klettersteigs traversiert. Steinböcke tummeln sich im Gelände. Es ist 12:00 Uhr und wir stehen angerödelt am Einstieg. Wir sind ganz alleine. Das Wetter ist prima mit Sonnenschein.

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Zustieg über die Moränenkämme des Tälligletschers

Es beginnt mittelschwer in einer steilen Rinne senkrecht, am guten Drahtseil hinauf. Achtung Steinschlag. Anschließend geht es auf ein Band, das sich kaum von der Schwierigkeit davor unterscheidet.

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In der Einstiegsverschneidung

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Blick zum Jegihorngipfel

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Die erste Leiter

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Die Absicherung ist wirklich perfekt, stets ist ein straff gespanntes Stahlseil vorhanden. Schwierige Stellen werden durch Leitern entschärft

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Das Gestein ist gutgriffig und macht richtig Lust, auch mal Hand an den Fels zu legen

Allerdings wird es ausgesetzt und steil, bis man schließlich die Schlüsselstelle, die sich als überhängende Verschneidung darstellt, erreicht. Danach wird das Gelände wieder leichter, bis zur Seilbrücke (D/E).

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Kurz vor der Seilbrücke

Zunächst muss man über ein sehr ausgesetztes Drahtseil („Zitterpartie“), das über eine Schlucht gespannt ist und die beiden Wände miteinander verbindet. Als Haltepunkt dienen lediglich zwei parallel laufende Drahtseile in Schulterhöhe. Über Kopf läuft das eingeklinkte Klettersteiggeschirr an einem separaten Drahtseil mit.

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Los geht’s zur Zitterpartie…

Luftig geht es zu, denn man steht praktisch in der Luft über Schlucht und das Drahtseil bewegt sich munter, wenn der Wind geht. Nicht einfach und es erfordert eine Menge Nervenstärke und Coolnes. Bloß nicht stürzen! Immer schön die Balance halten. Anschließend, auf der anderen Seite klettert man ein gespanntes, aber ebenfalls bewegliches Netz (D) hinauf und im letzten Teil muss man eine glatte Wand überwinden, an der Klettergriffe zum Festhalten befestigt sind (D/E). Alles in allem sehr ausgesetzt und nichts für schwache Nerven.

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Die Seilbrücke ist wirklich luftig!

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Die Überhänge am anderen Ende der Brücke werden mittels eines Netzes überwunden

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Der letzte Teil führt über die glatte Gipfelwand, die mittels aufgeschraubter Felsgriffe überwunden wird

Doch diese schwierige Passage lässt sich auch umgehen (heute obligatorisch, da die Seilbrücke 2012 durch einen Felssturz gerissen ist; Wiederaufbau für Saison 2014 geplant). Die 2. Variante (C) biegt rechts vor der Seilbrücke ab und führt zunächst steil hinunter.

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Die Seilbrücke lässt sich auch umgehen (Blick zurück zum Beginn der Brücke). Zuerst hinunter in den Sattel…

Dann durch eine kleine Schlucht (zugig) am Grat entlang hinüber zur anderen Seite. Dort dem Gipfelgrat folgend leicht (A/B) zum höchsten Punkt, der gleichzeitig auch den Vereinigungspunkt mit Variante 1 darstellt. Zeitlich etwas länger als Variante 1 aber weniger nervenaufreibend.  Wir erreichen den Gipfel um ca. 15:15 Uhr

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…dann über den zunächst recht breiten Gipfelgrat ansteigen….

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…und zuletzt noch einmal etwas steiler zum Gipfel

Oben angekommen vespern wir kurz. Zeitgleich sind 2 Engländer mit uns auf dem Gipfel, die eine Kletteroute auf der Vorderseite genommen haben. Ansonsten befindet sich niemand hier oben. Doch wir müssen uns schon wieder beeilen, da wir die letzte Talfahrt um 16:45 Uhr der Seilbahn von Kreuzboden aus nicht verpassen dürfen. Denn wir haben nicht besonders große Lust schon wieder den steilen Weg bis hinab nach Saas-Grund abzusteigen. Der Abstieg vom Jegihorngipfel nach Kreuzboden ist mit 1½ Std. angegeben. Uns ist klar, dass wird eine enge Kiste. Also stopfen wir uns schnell etwas in die Münder und los. Viel Zeit für die tolle Kulisse bleibt uns diesmal leider nicht. Die obere Hälfte des Abstiegs ist sehr steil, führt durch blockiges Gelände und sollte nicht unterschätzt werden. Vorsicht ist geboten, denn es gibt kein Drahtseil. Allmählich geht es aber dann in einen steilen Wanderweg über. Aber wir kommen nicht schnell voran, da man konzentriert gehen muss. Der Weg ist steil und manchmal schottrig! Schließlich wird der Weg besser und etwas breiter und wir können Tempo machen. Doch um einen Dauerlauf zur Bahn kommen wir am Ende nicht herum… Trotzdem sind wir guter Dinge, haben Spaß und rennen. Es macht uns nichts aus und wir bekommen dafür die Bahn, die uns sanft zurück ins Tal befördert! Wenn man jung ist, geht das alles.

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