Höhbalmen
Wie ein riesiger Aussichtsbalkon ziehen sich die Matten von Höhbalmen oberhalb von Zermatt dahin. Wanderfreunde werden hier genau das finden, was ihnen weder Rothorn, noch Gornergrat noch Klein Matterhorn liefern können: Eine genussvolle, nicht zu schwierige Wanderung mit großartiger Aussicht auf die Mischabel- und Monte Rosa Gruppe, atemberaubende Einblicke in die Matterhorn Nordwand – und das Ganze in fast völliger Einsamkeit! Denn wo auf der Zermatter Ostseite seil- und zahnradbahnbefördertes Leben pulsiert , ist auf der Westseite alles ein wenig stiller. Hier gibt es keine Bergbahnen und so bleibt die Höhbalmen Tour auch nach wie vor ein Geheimtipp für Geniesser.
9:15 Uhr verlasse ich die Ferienwohnung in Zermatt und mein Weg beginnt eigentlich direkt hinter meiner, in der Nähe der Kirche gelegenen, Ferienwohnung. Ich folge der Wegbeschilderung zur Edelweißhütte. Der Weg beginnt steil und führt zunächst durch einen lichten Wald, ganz in der Nähe des Triftbaches, den man in der Stille gurgeln hört. Der Wald ist mir sehr recht, denn die Sonne scheint ungehindert vom wolkenlosen Himmel. Es ist bereits jetzt schon ungewöhnlich warm und im Wetterbericht wurden 30° Grad gemeldet.
Der erste Wegabschnitt hinauf nach Höhbalmen
Im Norden grüßen Täschhorn und Dom
Ich bin ganz alleine unterwegs und gewinne rasch an Höhe. Der Weg ist gut zu gehen, mäßig breit und super ausgebaut. Er führt an Felswänden entlang, an denen mehrere Klettertouren hinaufführen. Weiter auf gutem Weg hinauf, nach wie vor im Wald, sodass der Blick auf Zermatt verwehrt bleibt. Um 10 Uhr erreiche ich das wunderschön auf dem kleinen Felsvorsprung des Alterhaupts (1961 m) gelegene, kleine Gasthaus Edelweiß.
Der letzte Anstieg zum Cafè Edelweiss führt durch den Wald – sehr wohltuend an heißen Tagen!
Wie ein Adlerhorst trohnt das Cafè Edelweiss auf dem Alterhaupt oberhalb von Zermatt
Von hier aus hat man eine tolle Sicht auf Zermatt und die Spitzen der Schneeberge auf der gegenüberliegenden Seite (Rimpfischhorn, Alphubel, Allalinhorn, Monte Rosa). Glockengeläut schallt von unten herauf. Meine Güte ist das schön! Ich genieße den Moment. Auf der kleinen Terrasse von Gasthaus Edelweiß frühstücken zwei Gäste.
Ich gehe weiter und folge der Beschilderung in Richtung Berghotel Trift. Der Weg wird wieder steil – irgendwo müssen die Höhenmeter schließlich zusammenkommen! Ich verlasse den Wald. Es geht nun am Triftbach entlang im dem wirklich sehr breit und tief ausgewaschenen Bachbett hinauf. Hin und wieder folgen Spitzkehren und man überquert mittels kleiner Brücken den dahin rauschenden Bach. Der Weg ist gut ausgebaut und heikle Stellen sind mit einem Drahtseil zum Festhalten gesichert. Die kleine Brise des Triftbaches ist sehr angenehm, da absolut kein Lüftchen geht und die Sonne kräftig einheizt. Während man dem Wegverlauf im Bachbett folgt, kommt nach und nach die Spitze des Zinalrothornes heraus und lässt einen erahnen, welch ein toller Berg das ist.
Nach und nach kommt zuerst die Wellenkuppe (hier im Bild) und dann das Zinalrothorn heraus
Die Schneegipfel auf der gegenüberliegenden Seite beginnen sich auch immer mehr und mehr zu zeigen. Es ist herrlich, jedoch unglaublich warm und ich schmore im eigenen Saft. Zwei Leute mit riesigen Rucksäcken kommen mir entgegen und steigen ab. Sie haben auch Eispickel und Seil dabei. Es ist 11 Uhr und ich erreiche das Berghotel Trift auf 2337 m. Es liegt auf einem großen Plateau inmitten eines gewaltigen, geschützten Kessels mit ringsum Wiesen. Auch ein Landeplatz für den Helikopter ist vorhanden.
Das malerisch gelegene Hôtel du Trift (2337 m)
Hier teilen sich die Wege: Nach links geht es weiter in Richtung Höhbalmen, nach rechts zur Rothornhütte und zum Mettelhorn
Nur ganz wenige Leute sind mit mir hier oben. Ich esse kurz etwas und laufe völlig alleine weiter, der Beschilderung folgend Richtung Höhbalmen. Es ist super zu laufen, jedoch zunächst wieder steil und anstrengend. Es zeigt sich bereits die oberste Spitze des Matterhorns. Bald flacht der Weg jedoch wieder ab und man erreicht in mäßig steilem Gelände Höhbalmen.
Blick auf die Mischabelkette
Rimpfisch-, Strahl und Adlerhorn, davor Unter- und Oberrothorn; unten rechts die Station Blauherd
Berauschende Aussicht auf die gewaltige Monte Rosa Gruppe, davor der Gornergrat
Tiefblick auf Zermatt
Höhbalmen ist ein langgezogenes beinahe ebenes und wunderschönes Wiesenplateau, das sich auf 2665 m westlich oberhalb von Zermatt bis hin nach Zmutt erstreckt. Es liegt direkt der grandiosen 4000er Gipfelparade gegenüber, die das Sass- und das Mattertal trennt. Die Berge sind zum greifen nahe mit ihren Schneehäubchen: Nadelhorn (4327 m) mit Nadelgrat, Lenzspitze (4294 m), Dom (4545 m), Täschhorn (4490 m), Alphubel (4206 m), Rimpfischhorn (4199 m), Strahlhorn (4190 m), Stockhorn (3532 m) und Monte Rosa (4634m). Sie präsentieren ihre eindrucksvolle Südseite und ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Herrlich! Und plötzlich ist auch der Blick zum Matterhorn vollständig frei und gewährt unglaubliche Einblicke in die feindlich aussehende Nordseite. Super toll.
Blick von Höhbalmen hinüber zum Matterhorn
Ich gehe etwas weiter und suche mir ein schönes Plätzchen auf der Wiese für meine Rast. Dort betrachte ich die Buckel des Breithornes, dessen Eis in der Sonne glitzert und versuche Michael und Simon ausfindig zu machen, die dort am Younggrat unterwegs sind. Ich sehe Castor und Pollux sowie das kleine Matterhorn und genieße den Moment der Ruhe. Es herrscht perfektes Bergfsteigergipfelwetter und ich möchte mir nicht ausdenken, wie große heute wohl der Ansturm auf den einen oder anderen Gipfel sein mag.
Über zwei Stunden sitze ich hier oben fast ganz alleine. Manchmal unterhalte ich mich nett mit anderen Wanderern, die vorbeikommen ehe ich um 14:45 Uhr Uhr den Abstieg beginne. Es fällt mir schwer aufzubrechen. Zunächst folge ich dem Weg weiter, der mit Blickrichtung auf die imposante Matterhorn-Nordwand fast eben über das Plateau zieht. Zu meiner linken Seite habe ich weiterhin das tolle Bergpanorama der Monte Rosa- und Mischabelgruppe.
Rückblick nach Höhbalmen, im Hintergrund Platt- und Mettelhorn
Der Weg führt jetzt sanft bergab, aber es ist herrlich zu gehen bis man das Ende des Plateaus erreicht und der Weg beginnt, steiler bergab zu führen. Jetzt hat man Zermatt schon im Rücken. Ich folge zunächst der Beschilderung „Schönbielhütte“ über einen steilen Kiesweg hinab. Aber es ist gut zugehen und hervorragend ausgebaut. Der Weg zieht sich etwas doch dann gelangt man an eine Weggabelung. Dort mündet mein Abstiegsweg auf den Hüttenweg zur Schönbielhütte, der von Zermatt aus beginnt. Folgte man dem Weg weiter geradeaus, so würde man die abgelegene Hütte in einer guten Stunde erreichen.
Doch ich steige weiter ab, mäßig steil auf einem Kiesweg zum Zmuttbachbett, am Fuße der Matterhorn-Nordwand. Sehr eindrucksvoll das Ganze.
Das Matterhorn und sein Trabant, der Dent d’Hérens zum Greifen nahe. Beide kann man in einer außergewöhnlichen, 2-tägigen Unternehmung überschreiten
Hier zweigt nach rechts ein Weg hinauf nach Hirli und Schwarzsee ab. Für mich jedoch geht es weiter, dem Weiler Zmutt entgegen. Der Wanderweg führt leicht bergab und ich kann Gas geben. Es macht Spaß und ist super zu gehen. Hier ist etwas mehr los als auf Höhbalmen.
Der Weg führt vorbei an den Wasserkraftwerken der Grande Dixence
So langsam kommt der Weiler Zmutt in Sicht
Rückblick zur Schönbielhütte (ganz klein zu erkennen auf dem grasigen Absatz, der sich im Vordergrund der Gletscherzunge in Bildmitte befindet)
Um 16:10 Uhr erreiche ich Zmutt. Es ist einfach herrlich und still und Zeit für Fotos habe ich immer. Der stetig leicht bergab führende Weg verbreitert sich und mit der Einsamkeit ist es vorbei – zu beliebt ist die gemütliche Wanderung nach Zmutt. Der Weg scheint sich noch ewig zu ziehen und mir schmerzen so langsam die Füße. Aua. Jedoch ist Zermatt schon in Sichtweite.
In Zmutt hat man das Gefühl als ob hier die Zeit vor 100 Jahren stehen geblieben wäre.
Um 17 Uhr erreiche ich schließlich wieder Zermatt und die Fewo. Michael ist schon zurück von seiner Tour mit Bergführer Simon und erwartet mich.
Ein herrlicher Tag für so eine aussichtsreiche Tour, die man durchaus auch gut mal alleine gehen kann. Und ich beschließe, diese Tour noch einmal zu gehen, wenn ich wieder in Zermatt bin. Dann aber mit Michael, da er diese Tour selbst noch nie gemacht hat und er so etwas schönes unbedingt sehen, erleben und dort gewesen sein muss.
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