Waxengrat: Überschreitung großer Waxenstein – Schöneckspitze – Schönangerspitze

Natürlich denkt jeder, wenn es um einen Grat an der Zugspitze geht, sofort an den Jubiläumsgrat. Dabei wird das Zugspitzpanorama vom Eibsee aus gesehen von einem völlig anderen Grat dominiert. Dieser hat seinen Ursprung im Mandl (1889 m) und zieht dann in südwestlicher Richtung bis hinauf zum höchsten Punkt Deutschlands, wobei er die Spitzen des kleinen und großen Waxensteins (2136  m bzw. 2277 m), des Zwölferkopfs (2226 m), die Schöneck- (2258 m), Schönanger- (2264 m) und die Riffelspitzen (2241 m bzw. 2262 m) formt. Der Zustieg zu diesem Grat kann auf drei Wegen erfolgen: Zum einen von der Höllentalangerhütte aus über einen alpinen Pfad, der direkt auf den großen Waxenstein leitet (nicht auf der Karte verzeichnet), über den Normalweg auf den kleinen Waxenstein oder, so wie wir, direkt über die Mittagsreis’n in die zwischen kleinem Waxenstein und Zwölferkopf gelegene Mittagsscharte.

 Erstbegehung:

Ausgangspunkt: Die Bushaltestelle „Hammersbach“ am Beginn des Wander-weges zur Höllentalangerhütte (Parkmöglichkeit für 2 PKW)

Zustieg: Über den „Sagenweg“ in Richtung Waxensteinhütte. Die Abzweigung zum Mittagsreis’n ist an einem Steinmann mit Eisenstange. Von dort über einen schmalen, weiß-blau markierten Pfad zur breiten Schuttrinne. An deren linker Seite über einen Pfad bis auf 2/3 Höhe hinauf, dann weiter auf der rechten Seite, zuletzt über ein Geröllfeld. Weiter durch die sich immer weiter verjüngende Rinne über Fels (Standplätze an Normalhaken ca. alle 30 m) und je nach Jahreszeit auch Schnee, bis man nach einem abschließenden Kamin die Mittagsscharte erreicht (3 Std.)

Einstieg: Von der Mittagsscharte (2072 m).

Länge: 1287 mH bis zur Mittagsscharte, von dort noch einmal 205 mH bis zum großen Waxenstein, der höchsten Erhebung des Grats. Von der Mittagsscharte bis in die Scharte vor den Riffelspitzen etwa 5 Std. (bei freier Begehung bzw. Sicherung nur an Einzelstellen); insgesamt 10 Std.

Schwierigkeit: AD, IV

Abstieg: Von der Scharte vor den Riffelspitzen ca. 300 m nach links hinab über die Wiese auf den Schafsteig; darauf in südwestlicher Richtung in 15 min zu dem von der Riffelscharte herabkommenden Wanderweg. Über diesen hinab zur Höllentalangerhütte (insgesamt ca. 1 Std.) und von dort noch einmal ca. 1 Std. zur Bushaltestelle Hammersbach.

Tipp/ Planung: Da es vielfach nicht möglich ist, von dem exponierten Grat bei einem Wettersturz rasch ins Tal abzusteigen, sollte man sich die Fluchtmöglichkeiten klar machen: Von der Mittagsscharte gibt es auf der Nordseite eine eingerichtete Abseilpiste, für die jedoch 2 60 m Seile nötig sind (6x abseilen: 60m/35m/60m/60m/60m/30m). Südseitig führt der Schafsteig immer auf halber Höhe parallel zum Grat entlang, auf Höhe des großen Waxensteins trifft man auf den Weg, der vom Gipfel des selbigen herunterkommt und über den ein rascher Abstieg direkt zur Höllentalangerhütte möglich ist. Nach dem großen Waxenstein ist ein Abstieg vom Grat bis zur Scharte vor den Riffelspitzen praktisch nicht mehr möglich.

 

Wir starteten um 8 Uhr morgens an der Bushaltestelle Hammersbach (785 m) und folgten dann zunächst dem Sagenweg. Immer weiter Richtung Waxensteinhütte, am Ende auf einem breiten Fahrweg, von dem wir an einem Steinmann mit Eisenstange und blau-weißer Markierung nach rechts auf einen kleinen Pfad abgzweigt sind. Über diesen erreichten wir bald die tief eingeschnittene Rinne der Mittagsreis’n.

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Die Rinne der Mittagsreis’n. Der Weg führt zunächst am linken Rand hinauf und wechselt an der Licht-/ Schattengrenze auf die andere Seite. Oben ist die Mittagsscharte zu erkennen

Über einen Pfad stiegen wir auf deren linker Seite hinauf und wechselten auf 2/3 Höhe nach Rechts. Kurz vor dem Einstieg der „Zwölferkante“ begann der Schnee. Wir schnallten also die Steigeisen an und begannen, jeder mit zwei Eisgeräten ausgerüstet, den lustvollen Anstieg über das erste Schneefeld.

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Aufstieg im Schneefeld

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Schöner Blick auf Garmisch

So gelangten wir recht schnell bis hinter den Linksknick, den die Rinne im oberen, felsigen Teil beschreibt. Dann jedoch endete die Schneeauflage an einem kleinen Aufschwung, den wir aber gut überwinden konnten. Im gesamten oberen Teil finden sich ca. alle 30 m mit zwei Normalhaken und einer Schlinge ausgerüstete Standplätze, über die man bei solchen Verhältnissen sichern kann. Dann ging es wieder ein Stückchen im Schnee weiter, bis wir noch einen felsigen Abschnitt überwinden mussten. Ein drittes Schneefeld und ein abschließender Kamin führten uns schließlich in die Mittagsscharte (2072 m), die wir um 11 Uhr erreichten. Wir machten es uns im Gras bequem und nahmen unser Mittagsmahl in strahlendem Sonnenschein ein, den wir jetzt, nach den 3 Stunden in der schattigen Nordseite, umso mehr genossen.

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Zwischendurch sind immer wieder felsige Abschnitte zu überwinden

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Rast direkt in der Mittagsscharte mit Blick auf Garmisch

Nachdem Pickel und Steigeisen im Rucksack verstaut waren, begannen wir den Weiterweg. Wir stiegen nun über den Schafsteig ca. 100 m hinauf in eine Scharte, stiegen von dort aus ein kurzes Stück ab und verließen den Steig dann rechterhand für den Aufstieg auf den eigentlichen Grat. Wir benutzten dazu eine bewachsene Rippe, über die wir in die Scharte zwischen Zwölferkopf und großem Waxenstein gelangten.

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Die ersten Meter auf dem Grat

Weiter direkt über den Grat bis eine tiefe Scharte den Weiterweg zum Waxensteingipfel versperrt. Es kann hier jedoch gut ca. 15 m abgeseilt werden (Schlinge an Köpfel vorhanden; schien auch noch recht neu zu sein). Das folgende Wändchen erkletterten wir über das gestufte Gelände rechts des tiefen Kamins (III+) und erreichten den Gipfel über eine kurze Rinne.

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Abseilstelle vor dem großen Waxenstein.

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Die letzten Meter zum Gipfel des Großen Waxensteins

Für den Abstieg vom Gipfelaufbau benutzten wir den oben erwähnten Pfad (rote Punkte), der von der Höllentalangerhütte auf den großen Waxenstein führt. Etwa 50 Hm tiefer verließen wir den Pfad und querten wir über unangenehmes Schrofengelände und schwach ausgeprägte Bänder zurück auf den Grat. Im folgenden leichten Gratabschnitt hielten wir uns immer knapp links der Kante und erreichten die nächste Spitze (hinterer Waxenstein, 2253 m) über eine ca. 20 m hohe Verschneidung (II).

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Während der Kletterei bietet sich immer wieder ein toller Blick hinab zum Eibsee

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Hoch oben trohnt die Zugspitze. Hier ist sind auch gut die Dimensionen des Grats zu erkennen, der sich durch das ständige auf und ab ganz schön in die Länge zieht

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Kletterei am Grat

Durch Abseilen (auch hier Köpfelschlinge vorhanden, ebenfalls noch recht neu) überwinden wir bequem die auf der anderen Seite steil abfallende Gipfelwand. Die beiden folgenden schroffen Graterhebungen umgehen wir in der Südflanke über steiles Schroffengelände und erreichen den Grat etwas oberhalb der Scharte zur Schöneckspitze. Wir hielten uns direkt auf dem Grat, bis er sich kurz unterhalb der unüberwindbar scheinenden Wand an der Schöneckspitze zu einer V-förmigen Platte verbreitert. Es gilt nun den linken von zwei Kaminen an der linken Seite des überhängenden Wulstes zu erreichen. Über die Platte schräg nach links ansteigend hinauf (II) erreicht man recht leicht den rechten Kamin. Ein kurzer und einfacher Linksquergang führt über ein Band zum Beginn des linken Kamins (H). Durch diesen gerade 15 m hinauf (IV) und dann über leichteres Gelände auf die Erhebung. Es folgt ein kurzer, fast ebener Gratabschnitt, der sich zuletzt noch einmal aufsteilt und sehr exponiert aber leicht auf den Gipfel der Schöneckspitze leitet.

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Die letzten, recht exponierten Meter auf die Schönangerspitze

Den Abstieg zur Scharte vor der Schönangerspitze vermittelt ein Fixseil (allerdings nicht in besonders gutem Zustand), das zunächst gerade und dann nach rechts absteigend den steilsten Teil entschärft. Wir halten uns wieder direkt am Grat und genießen es, dass zur Abwechslung einmal leichteres Gehgelände ein etwas schnelleres Vorankommen ermöglicht. So erreichen wir bald den Gipfel der diskusartig geformten Schönangerspitze. Wir sind gespannt, wie es nun weitergeht, denn die ganze Zeit über war hinter der Schönangerspitze nur  ein tiefer Einschnitt zu erkennen. Tatsächlich wird erst von ihrem Gipfel aus der weitere Gratverlauf sichtbar. Anfangs lässt sich der mäßig abfallende Grat noch gut begehen, kurz vor der breiten Scharte, die den Übergang zu den Riffelspitzen vermittelt, bricht er jedoch beinahe senkrecht ca. 50 m ab. Wir bemühen also wieder das Seil und richten an einem Köpfel eine Abseilstelle ein, über die wir uns 25 m auf einen Absatz abseilen. Ein zweites Mal Abseilen an einem Köpfel (25 m) bringt uns in die Scharte (die Schlingen wurden belassen).

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Die Scharte vor den Riffelspitzen. Der Weiterweg wäre über den Grat von rechts unten schräg nach links hinauf verlaufen

Da die Zeit schon etwas fortgeschritten ist beschließen wir auf die Riffelspitzen zu verzichten und beginnen den Abstieg. Über einen Grashang geht es zunächst hinab auf den schon von der Scharte aus sichtbaren Schafsteig und über diesen in 15 min auf den Wanderweg zur Riffelscharte. Dieser erlaubt einen zügigen Abstieg zur Höllentalangerhütte (1387 m).

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Über diesen Grashang geht es hinunter zum Wanderweg (am untersten Ende des Schneefelds als Spur im Schnee zu erkennen)

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Blick vom Wanderweg ins Höllental; unten ist gut die Höllentalangerhütte zu erkennen

Dort genehmigten wir uns erst einmal ein erfrischendes Radler, bevor wir über die Höllentalklamm zu unserem Auto an der Haltestelle Hammersbach wanderten.

 

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